Standfußball und Eigentor
Egersdörfers Original Fußball-Lexikon
Wenn früher eine Fußballweltmeisterschaft vor der Tür stand, dann merkte man das daran, dass Fritz Walter in Hochglanz-Anzeigen Werbung für Fernseher machte, Deutschland die Fragen diskutierte Müller oder Seeler oder gar Müller und Seeler, Netzer oder Overath, Tilkowski oder Fahrian. Heute wird so was in Internet-Chats diskutiert und der aufmerksame Zeitgenosse wird auf das sportliche Großereignis mit jeder Menge nötiger, aber meist unnötiger Veröffentlichungen zum Thema Fußball malträtiert und zum Griff ans Portemonnaie animiert.
Da wollte sich wohl Matthias Egersdörfer auch noch schnell eine Scheibe abschneiden. “Egersdörfers Original Fußball-Lexikon” heißt das Werk schlicht und einfach, das da auf CD erscheinen ist. Und es musste wohl schnell gehen vor der Weltmeisterschaft. Produziert ist das Ganze anscheinend durch die heimische Gegensprechanlage, denn es erfordert schon eine ganze Menge Konzentration, den fränkischen Kabarettisten überhaupt erst einmal zu verstehen.
Doch damit nicht genug. Wenn Egersdörfer dann Begriffe wie “Debakel”, “Betreuer” oder “Waldhof Mannheim” erklärt und es dem Hörer gelingt, wenigstens einen Teil des genuschelten Fränkischen zu verstehen, dann ist die höchste Form des Amüsements bestenfalls ein gequältes Lächeln. Witzig ist anders. Manchmal funktioniert sie ja, die alte Nummer. Der Künstler stellt sich doof, und alle finden es lustig. Der Ball von Egersdörfer landet dabei allerdings meilenweit im Abseits.
Spätestens nach dem vierten Stück rieselt Egersdörfer nur noch daher wie das Einkaufsradio im Supermarkt. Einen Grund ihm weiter aufmerksam zu folgen, habe ich nicht gefunden. Seine Stärken liegen klar auf der Bühne, und genuschelte, verrauschte Tonträger braucht man nicht wirklich. “Abhaken und weitermachen”, würde ein verschwitzter Fußballer nach dem Abpfiff dazu wohl sagen.
Christian Moeller © Copyright 2010 BonMot-Berlin Ltd.
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