Fussball für’s Bett
Thomas Bessauer: 111 Gründe, Fussball zu lieben
Wann ist ein Buch lustig? Wenn in roter Farbe drei Mal LUSTIG auf dem Umschlag steht? Mitnichten. Bessauer verzichtet auf reißerische Ankündigungen. Er schreibt dem Leser nicht vor, daß dieser zu lachen hat, er bringt ihn einfach dazu. Die “111 Gründe, Fussball zu lieben” sind authentisch. Thomas Bessauer nimmt man ab, daß er dieses Buch nicht nach nächtelanger Hirnakrobatik geschrieben hat, sondern daß er für seine 111 Gründe nur mal eben einen Bruchteil seines eigenen Fan-Lebens Revue hat passieren lassen.
Natürlich fehlt da weder die Hand Gottes, die sich doch als Körperteil eines genialen argentinischen Straßenkickers herausstellte, noch der Lebensweg des Uli Borowka. Aber endlich erfährt der Leser, was das Schöne an Englischen Wochen ist und, daß es die in England gar nicht gibt. Daß die gelbe Karte von einem deutschen Schiedsrichter mit Hilfe eines bockigen argentinischen Fußball-Rambos erfunden wurde. Und warum man in der Saison 1983/84 keine Panini-Bilder sammeln musste.
“111 Gründe, Fussball zu lieben” hebt sich genüßlich ab vom Sammelsurium ewig wiederkäuender Fußballbücher, die zum 1.000. Mal mit semantischen Höhenflügen eines Andreas Möller daherkommen. Schön, daß das Buch kein Stichwortverzeichnis hat. So findet man immer wieder beim Stöbern nach einer bestimmten Geschichte neue Gründe auf den nächsten Samstag hinzufiebern. Das Buch gehört einfach in jede Kutten-Innentasche bei der nächsten Fahrt zum Auswärtsspiel. Und für Grund Nr. 97 – die Stecktabellen im Kicker – habe ich nachts meine Frau geweckt, um ihn ihr vorzulesen. Und sie hat gelacht. Obwohl nicht drei Mal LUSTIG auf dem Buch steht und sie noch nie bei einem Auswärtsspiel war. Aber dazu müßte sie auch erst einmal zu einem Heimspiel.
bessauer – © foto Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf
Christian Moeller © 2010 BonMoT-Berlin Ltd