Martina Schwarzmann: Wer Glück hat kommt – Kritik

Perspektiven einer jungen Mutter aus Oberbayern

BERLIN (gc) – Berlin in diesem Sommer: Das sind viele Baustellen auf den Straßen, viele Baustellen in der Politik wegen des beginnenden Wahlkampfes auf Landesebene und nahezu in jeder Nacht brennende Autos, die offenbar von enttäuschten Grillfreunden angezündet werden. Seit 14 Uhr sei sie schon in der Berlin, sagt Martina Schwarzmann, denn diesmal sei sie mit dem Flugzeug gekommen. Das Parken sei ihr rund um das Theater der Wühlmäuse zu gefährlich erschienen – sind dort doch in dieser Woche mehrere Fahrzeuge angezündet worden…

Martina Schwarzmann 01 - Foto © Cartsen Bunnemann & Gregor WiebeSie gibt an, ihr Programm „Wer Glück hat kommt“ selbst geschrieben zu haben. „Ich betone das so, weil ich ja aus Bayern komme, und da ist es ja heute nicht mehr selbstverständlich…,“ – mehr braucht sie im aufbrausenden Applaus nicht zu sagen. Das Publikum hat Martina Schwarzmann und ihre kurzen Ausflüge ins Politische verstanden. Langsam und vorsichtig, hat man den Eindruck, wagt sich Schwarzmann an brandaktuelle Themen heran.

Doch das Bewährte ihrer Programme ist auch diesmal wieder zu erleben. Die Kabarettistin sitzt einfach mit ihrer Gitarre auf einem Barhocker und hat daneben nur einen Tisch zum Abstellen ihres Wasserglases auf der Bühne. Keine Requisiten, keine Kostüme, keine Mätzchen. So kann sie den Abend gestalten, der viel persönlicher ist als ihre früheren Programme und tiefe Einblicke in ihr Seelenleben zulässt.

Sie singt sich nachträglich den Frust der Pubertierenden von der Seele und erzählt von der manchmal anstrengend werdenden Oma, die sie aber zu nehmen weiß. Einfach, indem sie Schnittblumen in die Buchsbaumhecke steckt oder Bananen in den Kirschbaum hängt. Dann wundert sich die Oma eine zeitlang und kann nicht so anstrengend werden. Auch die jüngste Generation ist ein großes Thema. Martina Schwarzmann, die nach eigenen Angaben bald zum zweiten Mal Mutter werden wird, berichtet viel von den Erlebnissen mit der Tochter, die auch noch ein Baby ist.

Martina Schwarzmann 02 - Foto © Cartsen Bunnemann & Gregor WiebeDas Stillen, die Ausfahrten mit dem Kinderwagen und das von der Mutter nicht gewünschte unbefugte Begrabschen des Kindes sind beste Anlässe für herrlich freche Texte und Lieder. Das Subversive sticht dabei immer wieder hübsch hervor. Etwa, wenn sie sich vornimmt, einmal in den Kinderwagen eine Pute vom Fleischer zu legen – nur, um die Hineinglotzer und Hineinlanger zu erschrecken. Oder, wenn sie den Maulwurf in ihrem Garten mit Hansi Hinterseers Weihnachtshits vergrämen möchte.

Sie sagt, sie wisse sich im Privatleben nicht recht anzuziehen. Das sei ihr aber egal, denn sie schaue ja stets von sich weg und nehme ihre eigenen Modesünden gar nicht wahr. Das ist ihr Trick: Unzulänglichkeiten erkennen, damit umgehen und das Beste daraus machen! Weil sie auf einem Bauernhof lebe, könne sie nicht verreisen. „Und wenn ich trotzdem mal Lust auf Massentourismus habe, setzte ich mich im Garten einfach vor den Ameisenhaufen und schaue den Insekten zu!“ Nichts in diesem Programm ist gekünstelt oder gestelzt, alles kommt ehrlich und gradlinig daher.

„Wer Glück hat kommt“ ist sehr viel wortbetonter als die vorigen Programme. Der musikalische Anteil beträgt nur noch etwa ein gutes Drittel. Manchmal braucht Frau Schwarzmann auch zu viele Anläufe, um mit einem Lied endlich zu beginnen. Das Publikum kann damit leben und lauscht ihr gespannt. Es ist reizvoll, Schwarzmanns Sicht auf die Dinge kennenzulernen. Ihre Natürlichkeit und ihre Achtung vor dem Publikum faszinieren. Schließlich verabschiedet sie sich und sagt: „Ich hoffe, dass Euer Auto noch dasteht!“ Über brennende Autos rund das Theater der Wühlmäuse ist an diesem Abend nichts bekannt geworden.

Gilles Chevalier © 2011 BonMot-Berlin

nächste Termine „Wer Glück hat kommt“, die noch nicht ausverkauft sind:

31.8.2011: Wien, Stadtsaal
3.9.2011:   Öttingen, Saumarktfestival
9.9.2011:   Kufstein, Stadtsaal

www.martina-schwarzmann.de

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