Erwin Pelzig – Portrait Frank-Markus Barwasser

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Comedypreis 2011 – Kategorie „Beste Late Night Show“

Erwin Pelzig - Foto © zdf, Tobias HaseKÖLN (mk) – Auch Kunstfiguren führen ein Eigenleben: Erwin Pelzig zum Beispiel, den der Kabarettist Frank-Markus Barwasser 1993 ins Leben gerufen hat. Von dem rustikalen Charme, den er bei seiner Geburt verströmte, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Er habe sogar eine andere Stimme, betont sein Schöpfer im Gespräch mit http://www.liveundlustig.de . Er – also Barwasser – hätte es nicht so lange mit dem Mann ausgehalten, wenn dieser sich nicht immer wieder neu definieren würde. Weitgehend unverändert ist lediglich sein Äußeres: Karohemd, Janker, Cord-Käppi und Herrenhandtäschchen, dessen Inhalt streng geheim ist.

Dass die seit Februar 2011 im ZDF ausgestrahlte Sendung „Pelzig hält sich“ nun mit dem Deutschen Comedy Preis in der Kategorie „Beste Late Night Show“ ausgezeichnet worden ist, gilt als kleine Sensation angesichts der subtilen, mit hintergründigem Humor ausgestatteten Figur. Deren Antrieb sei „eine große Einsamkeit“, behauptet Barwasser, der es schließlich wissen muss. Deswegen besorgt er sich Bücher und beschäftigt sich „mit kognitiver Dissonanz“. Und er mache die Drecksarbeit für ihn, als eine Art Medium, das Fragen stellt, auf die Barwasser alleine nie im Leben käme. Klar, verstecke er sich hinter dem Late-Night-Moderator, der sich nur Gäste einlädt, die ihn tatsächlich interessieren. Und ja, eine gewisse Persönlichkeitsspaltung gehöre auch dazu. Wenn Pelzig ein gutes Gespräch führe, könne er ihn küssen, bekennt der 1960 in Würzburg als viertes von fünf Kindern geborene Kabarettist.

Nach dem Abitur absolvierte er zunächst ein Zeitungsvolontariat bei der „Main-Post“, studierte anschließend Politikwissenschaften, Neuere Geschichte und Ethnologie an der Universität München und in Salamanca (Spanien) und arbeitete als Reporter. Seine kabarettistischen Sporen verdiente er sich im Hörfunk „Bayern 3“ mit wöchentlichen Satirekolumnen. Im Laufe seiner Bühnenkarriere entstanden neben Pelzig weitere Kunstfiguren wie Doktor Göbel, ein miesepetriger Intellektueller und der schlicht gestrickte Hartmut, den Barwasser als „überschaubare Persönlichkeit“ bezeichnet. Der bekennende Franke Pelzig selbst umreißt sein Streben nach Höherem folgendermaßen: „Ein Image ist das, was man bräucht, dass die anderen denken, dass man so ist wie man gern wär“.

Inzwischen haben Barwasser/Pelzig so ziemlich alle Preise eingeheimst, die die Branche zu bieten hat: unter anderen 2008 den Prix Pantheon in der Kategorie „Reif und Bekloppt“, eine Auszeichnung, mit dem man dem Anarchisten im Gewand eines Biedermannes bescheinigte, dass er „den Leuten problemlos alles Mögliche um die Ohren hauen“ könne, ohne dass sie ihm das übel nähmen. Dergleichen praktiziert er seit 1998 in der satirisch-kabarettistischen Talk-Show, die unter dem Titel „Pelzig unterhält sich“ zunächst im Bayerischen Fernsehen und seit Oktober 2007 im Ersten zu sehen war, bis das ZDF diese mit leicht verändertem Titel übernahm.

Einer weiteren Herausforderung hat er sich gestellt, als er im Oktober 2010 in der ZDF Polit-Satire „Neues aus der Anstalt“ die Nachfolge von Georg Schramm antrat, ein nicht eben leichtes Erbe angesichts des scharfen Profils seines Vorgängers. Anders als in seiner Talk-Show, die ihm jede Menge Raum zum Improvisieren lässt, muss er sich hier streng an die Vorgaben halten – und Urban Priol, seinem quirligen Gegenpol, die Stirn bieten. Von Anfang an war ihm klar, dass sie eine Weile brauchen würden, bis sie zueinander fänden. Inzwischen ein eingespieltes Paar, hält sich Pelzig nicht nur im Gespräch, sondern ist auch eine der wenigen wirklichen Überraschungen bei der RTL-Comedypreisverleihung.

Marianne Kolarik © 2011 BonMoT-Berlin

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Nächste Sendungen im zdf:
1. November 2011, 23.15 Uhr: Pelzig hält sich, zdf
8. November 2011, 22.15 Uhr: Neues aus der Anstalt, zdf

2 Gedanken zu “Erwin Pelzig – Portrait Frank-Markus Barwasser

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