Früh übt sich, wer später Böses sagen will – Kritik

Andreas Rebers – Foto © Janine GuldenerAndreas Rebers: „Der kleine Kaukasus – Heimatgeschichten“ – Kritik

Andreas Rebers ist im Moment mit zwei Programmen unterwegs: „Der kleine Kaukasus – Heimatgeschichten“ und „Ich regel das“. Beide Programme hat er in den Berliner Wühlmäusen vorgestellt – rund um seinen Oktober-Auftritt beim Satire Gipfel.

BERLIN (gc) – Nur Kerzen und Tannenzweige fehlen, um die adventliche Stimmung zu vervollkommnen, wenn Rebers aus seinen Kindheitserinnerungen vorträgt. „Der kleine Kaukasus – Heimatgeschichten“ ist eine entspannte Lesung mit Musik.

Die sechziger Jahre im Weserbergland, zwischen Westerbrak, Kirchbrak und Osterbrak. Heute ist das alles eingemeindet in Kirchbrak. Aber damals „gab es noch diese gesunde Abneigung gegen das Fremde. Und das Fremde begann hinter dem Berg…“ Das Fremde ist aber so eine Sache in der Familie Rebers: Der Vater aus Bremen, die Mutter aus Schlesien. Sie hält auch alles zusammen, die Mutter, kümmert sich um das Haus, den Mann und die fünf Kinder.

„Der kleine Kaukasus“ ist Andreas‘ Spitzname. Vielleicht, weil er so wild und schwer bezwingbar ist, wie das Hochgebirge zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Er ist der jüngste der drei Brüder und hat noch zwei Schwestern. Zwar „garantierte die Tischordnung den Familienfrieden“, aber manchmal ging es eben doch hoch her.

Genüsslich beschreibt Rebers, wie er einen Bruder kurzerhand mit dem Kopf in seine Milchreisschüssel tunkt, um sich für das zerstörte Muster aus Zucker und Zimt in der Schüssel zu rächen. Elterliche Schelte nimmt er dafür in Kauf. „Damals hatten wir noch keinen Fernseher, also mussten wir selbst für Spannung sorgen.“

Richtig bösartig wird Rebers in seinen Geschichten nicht. Zwar wird ein früher Hang zum Subversiven deutlich, aber eigentlich kämpft er nur mit eigenen Mitteln um Aufmerksamkeit: Wenn er die gespannten Tapetenbahnen in den schiefen Ecken des Hauses aufschlitzt oder den neuen höhenverstellbaren Wohnzimmertisch mit seinem Kinderwerkzeug von unten her fast demontiert. Es sind Lausbubengeschichten und Beobachtungen der Perspektive der Erwachsenen, vom Ärger mit Versandhauspaketen bis zu tragisch endenden Hausschlachtungen. Doch Vorsicht: „Das ganze Kapitel ist nichts für Vegetarier!“

„Andreas Rebers (Akkordeon) und Julia Peters (Violine) spielen Soundtracks aus schlesischen Erotikfilmen“, heißt es in der Pressemitteilung. Tatsächlich spielen sie alles zwischen Tanzmusik und Trauermarsch, wobei die fröhlichen Stücke dominieren.

Immer hübsch eingestreut zwischen Rebers‘ Geschichten aus dem Leben und der Phantasie. „Onkel Berti“, zum Beispiel, der sich als Bertolt Brecht vorstellt und die Familie besucht. „Ich weiß, dass die Geschichte nicht stimmt. Aber wenn uns Onkel Berti besucht hätte, hätte sich alles so zugetragen!“, sagt Rebers. Das Publikum glaubt ihm und applaudiert freudig.

Gilles Chevalier © 2012 BonMot-Berlin Ltd.

Rebers Kaukasus CoverAndreas Rebers: „Der kleine Kaukasus – Heimatgeschichten“
Verlag WortArt, 2011, 264 Seiten, 15,95 €

Andreas Rebers: „Der kleine Kaukasus – Heimatgeschichten“ (Hörbuch)
Gelesen von Joachim Król
Verlag WortArt, 2012, 4 CDs, 16,99 €

Verwandte Artikel:
Andreas Rebers: „Ich regel das“ – Kritik (26.10.2011)
Andreas Rebers: „Gegenbesuch“ – Kritik

Die nächsten Termine:
Fr, 5. Oktober 2012: TV – rbb, Satire Gipfel, 21 Uhr Gastauftritt (Wdh. ARD vom 1.10.2012)
Sa, 6. Oktober 2012: TV – WDR, Satire Gipfel, 22.45 Uhr, Gastauftritt (Wdh. ARD vom 1.10.2012)
Sa, 6. Oktober 2012: TV – rbb, Satire Gipfel, 1.30 Uhr, Gastauftritt (Wdh. ARD vom 1.10.2012)
So, 7. Oktober 2012: Buchenhagen, Gasthaus Mittendorf, 16 Uhr, Der kleine Kaukasus
Mo, 8. Oktober 2012: TV – 3sat, Satire Gipfel, 20.15 Uhr, Gastauftritt (Wdh. ARD vom 1.10.2012)
Sa, 13. Oktober 2012: Kufstein, Turnhalle VS Sparchen, 20 Uhr, Ich regel das
Fr, 19. + Sa, 20. Oktober 2012: Icking/Dorfen, Vereineheim Dorfen, 20 Uhr, Ich regel das

Alle weiteren Termine HIER

www.andreasrebers.dewww.wuehlmaeuse.de
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