Über tote Pandas gestolpert – Kritik

Sebastian Pufpaff – Foto © HP zweir.deSebastian Pufpaff: „Warum!“

BERLIN (gc) – Ein wenig schaut er aus, wie ein Trauerredner. In dunklem Anzug und mit dunkler Krawatte präsentiert sich Sebastian Pufpaff auf der Bühne des ausverkauften Wühlmäuse-Theaters in Berlin.

Die streng gescheitelten Haare verstärken den Eindruck, nur die Turnschuhe aus Stoff passen nicht recht ins Bild. Doch gerade mit dem Tod wird er – ein „Freund der Visualisierung“ – an diesem Abend auf außergewöhnliche Weise Bekanntschaft machen.

„Mein Name ist kein Künstlername!“, darauf legt Pufpaff Wert. Er berichtet von den Unannehmlichkeiten, die aus seinem ungewöhnlichen Nachnamen bis zum heutigen Tage resultieren: Ob bei der telefonischen Pizzabestellung oder bei der Polizeikontrolle – immer fällt er auf!

„Schon als Kind stellte ich mir die Frage: Werde ich depressiv oder lustig?“ Sebastian Pufpaff hat sich für die Bühne entschieden und erzählt von Schlagstockseminaren bei der Polizei, von Erklär-Vätern, Rötelparty-Müttern und seinem neunzigjährigen Opa. Es ist ein elegantes Themensurfen auf den Wellen des weiten Ozeans der Unterhaltung. Pufpaff macht dabei eine gute Figur, gleitet gekonnt von Thema zu Thema. In die Tiefen kann er aber nicht vorstoßen.

Häufig fragt er das Publikum: Warum, wieso, weshalb. Warum glauben Sie, ist ein Gummiknüppel mit Kunststoff überzogen? Was, glauben Sie, ist die meistverkaufte Blu-Ray-Disc oder das beliebteste Zootier? Keine Ahnung, aber der Künstler bildet uns ja weiter.

Als er allerdings von seinem heutigen Besuch am Pandagehege im Berliner Zoo berichten will, kommt Unruhe auf. Pufpaff spürt das und wird unsicher – bis ein Zuschauer hereinruft: „Die sind doch beide tot!“ Jetzt löst sich die Spannung und auch Pufpaff amüsiert sich köstlich, bis er rasch einen Zoo nennen kann, den noch keiner der Anwesenden besucht hat.

Machmal macht er ein paar Wortspiele, spricht von „Pfarrerflucht“, wenn es um Kirchenaustritte geht. Aber die Wortspiele treten geballt an einem Punkt des Programms auf und wirken wie künstlich angesiedelt. Er tritt „für die Verfettung von Kindern ein, denn mit einem BMI wie ein Mastschwein schafft ein Jugendlicher bei der Flat-Rate-Party die vierzig Tequila im Stehen!“ Das sind die starken Momente des Programms, die sich vermehrt im zweiten Teil finden.

Dort wird dann stärker abstrahiert: „Politik steht mit Gummistiefeln in der Pfütze und glaubt, es sei ein Flughafen!“ Gnadenlos gut auch die Idee, das Jahr auf wiederkehrende Ereignisse abzuklopfen: Jeden Februar gibt es eine Rückrufaktion von Toyota. Herrlich, wie Pufpaff hier die Folgen eines klemmenden Gaspedals darstellt. Jeden März gibt es eine Katastrophe: In dem einen Jahr leckt im Golf von Mexiko eine Ölplattform, im nächsten gibt es ein Erdbeben in Japan.

Wissenschaft untersucht der Prix-Pantheon-Preisträger 2010 auf ihre Weltfremdheit, aber auf seine naiven Fragen hat sie keine Antworten: „Warum steckt in ‚lispeln‘ ein ‚s‘? Wer hat das Alphabet sortiert?“ Die Konfrontation mit solchen Fragen ist überraschender und unterhaltsamer als das bloße Anhören von Geschichten.

Sebastian Pufpaff will mit seinem Programm „Warum!“ die Welt nicht verändern, stattdessen ruft er: „Verändern Sie Ihre Welt, es ist nie zu spät!“ Mit heftigem Applaus dankt das Publikum für den unterhaltsamen Abend.

Gilles Chevalier © 2012 BonMot-Berlin Ltd.

 

Ein Gedanke zu “Über tote Pandas gestolpert – Kritik

  1. Petra Gasnen 29. April 2013 / 15:20

    Ja, warum habe ich mir das eigentlich gegeben? Ich hatte mich auf einen Kabarettabend gefreut und gesehen habe ich eine Stunde lauwarme Kalauer. Nichts, was man nicht schon hundertmal besser gehört hätte. Nichts, was das Hirn beschäftigt hätte. Alles flach und oberflächlich. Wir waren so enttäuscht, dass wir in der Pause gegangen sind. Schade ums Geld! Oder: (frei nach Volker Pispers) „Das war so, als würde ich meinen Lieblingsitaliener mit Hundefutter vergleichen.“

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