BERLIN (gc) – „Ich heiße Masud Akbarzadeh. Ich hoffe, ich habe das jetzt richtig ausgesprochen.“
Diese beiden Sätze vom Beginn des Programms machen deutlich: Hey Leute, noch ist nicht alles perfekt, aber lasst uns das Beste daraus machen.
Masud entwickelt daraus in der Scheinbar einen sehr anregenden und ausgesprochen unterhaltsamen Abend mit seinem ersten Soloprogramm.
Dieser junge Mann mit der Pferdeschwanz-Frisur und dem breiten Grinsen hat alles im Griff. Ganz offen erzählt er vom Singledasein und macht sich Gedanken, wo er am besten eine Frau kennenlernen könnte: „Vielleicht im Supermarkt, am Tampon-Regal. Da müssen schließlich alle Frauen mal hin!“ Klar, ist das respektlos. Aber eben auch der Trick von Masud.
Er nimmt auf keine Gruppe Rücksicht. Zwar ist er Perser und mag nicht Iraner sagen, „weil die so ein schlechtes Image haben“. Doch das schützt weder die im Saal anwesenden Perser noch die Türken vor seinen Sprüchen. Hemmungslos spielt er mit dem terroristischen Image, das den Muslimen angehängt wird. Eine Sporttasche bringt er mit auf die Bühne, in der vielleicht eine Bombe sein könnte. Das Publikum findet den Gedanken amüsant. Doch Masud spielt mit dem Gedankenspiel und zieht im Laufe des Abends zwei Pistolen aus der Tasche…
Obwohl ja nicht jeder, der arabischstämmig aussieht, auch Muslim sein muss. Masud sagt, er sei kein Muslim. Trotzdem muss er sich immer wieder damit auseinandersetzen. Zum Beispiel, wenn ihn der Mann vom Imbiss warnt: „In der Currywurst ist aber Schweinefleisch drin!“ Dieses Schweinefleischtrauma taucht immer wieder auf und inspiriert ihn schließlich zu einer Berliner Nationalhymne, die überwiegend aus den Wörtern „Bier“ und „Schwein“ besteht und von ihm elegant mit ein paar Klängen am Klavier begleitet wird.
Überhaupt, das Improvisieren. Das beherrscht Masud, dieser ehrliche Künstler. Offen gibt er zu, „die siebenminütigen Scheinbar-Auftritte heute zu einer neunzigminütigen Show aufzublasen“. Das gelingt ihm, auch weil er ein Meister der Pausen und der Blicke ist. Das Publikum in der mit 50 Leuten ausverkauften Scheinbar geht darauf ein und nimmt sich die Zeit.
Das funktioniert aber auch, weil sich Masud zu keinem Zeitpunkt über das Publikum erhebt. Er fordert keine abgöttische Bewunderung ein, sondern erzählt, was ihn bewegt. Wie aufregend es für einen Jungen ist, den Eltern seiner Freundin vorgestellt zu werden, zum Beispiel.
Da steht einer von uns auf der Bühne. Und der hat noch ein gewaltiges Potenzial: Ein wenig mehr Struktur und vielleicht ein wenig mehr vom Klavier. Dann wird man auch in größeren Sälen nicht mehr fragen „Who the fuck is Masud Akbarzadeh?!“ Wer beim Aufstieg eines neuen Comedy-Sterns dabeisein will, sollte sich das nächste Masud-Solo nicht entgehen lassen.
Gilles Chevalier © 2013 BonMot-Berlin
nächste Termine „Who the fuck is Masud Akbarzadeh?!“:
25.-28.1.2013: Hamburg, Comedy Pokal
Do, 31. Januar 2013: 2. Komische Nacht Hannover
Do, 7. Februar 2013: Kulturbörse Freiburg, Newcomer: Szene Berlin, Theatersaal 2, 12.30 – 14 Uhr
Fr, 15. März 2013: Berlin, BKA-Theater, 20 Uhr, Tel. 030.20 22 007
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Und hier geht’s zur voll knorken Homepage von Masud
Perser sind keine Araber. 🙂
Na, klar: Perser sind keine Araber, sonst wären sie ja Araber und keine Perser.
Mazud hat auch ein Dreivierteljahr nach seinem oben beschriebenen Auftritt nichts von seiner Frische verloren. Seine Themen nicht mehr ganz so hart an der Grenze des politisch Korrekten, aber langweilig ist es deshalb noch lange nicht. Bei seinem Gastspiel in der Berliner ufafabrik setzt er sich zwar häufiger ans Klavier – aber das heißt ja nicht unbedingt, dass er auf dem Instrument auch spielt…
Es bleibt beste Unterhaltung, die man gesehen haben sollte. Das geht noch vom 16. bis 19. Oktober in der ufafabrik.
Gilles Chevalier