BERLIN (gc) – John Doyle lädt in die Berliner Wühlmäuse zu seinem Programm „Die Welt ist eine Bandscheibe“. Wer hier ein medizinisches Entertainment nach dem Vorbild Eckart von Hirschhausen erwartet, liegt falsch. Stattdessen unterhielt John Doyle das Publikum mit seiner eigenen Sicht auf die Welt.
Klar, der Mann ist im vergangenen Jahr 50 geworden, und da können schon die ersten Zipperlein nerven. Aber bei John Doyle ist das anders: Seine Schmerzen im Rücken kommen immer dann, wenn er sich ärgert. Egal, ob über seinen pubertierenden Sohn, seine Frau oder andere Ereignisse. Da reicht schon die Erkenntnis, dass er im Vergleich mit der scannenden Kassiererin bei Aldi immer den Kürzeren zieht. Oder dass er bei der Thaimassage von der dicken Li bearbeitet wird, die ganz anders als auf dem Foto aussieht.
Doch das bringt John Doyle nicht wirklich aus der Ruhe. Ohne ein einziges Requisit unterhält der Mann aus New Jersey seine Gäste, berichtet von Ärzte-Odysseen und vergleicht das Leben in den Staaten mit dem Leben in Deutschland. Hier, so Doyle, gelte man als pervers, wenn man bekleidet in die Sauna gehe. In den USA ist es umgekehrt. Herrlich, wie er die Reaktion der verdutzten Frau beschreibt, der er dort völlig nackt in der Sauna begegnet.
Mit seinem Charme hat er das Publikum vom ersten Moment an im Griff. Nicht erst, als er sagt: „Wenn Du Schmerzen hast, ist Deutschland das freundlichste Land der Welt.“ Liegt es am demographischen Wandel oder an der eigenen Erfahrung der Zuschauer? Auch der Generationenkonflikt beschäftigt den Künstler.
Einerseits hat er seinen Urlaub auf Norderney verbracht. Als Einziger seiner Altersklasse! Andererseits hat er seinen 17-jährigen Sohn zu Hause, dem jede Handlung seines Vaters peinlich erscheint. Das ist der Generationenkonflikt unter dem eigenen Dach! Da drohen aber auch noch andere Konflikte. Wenn die Holde fragt: „Findest Du mich dick?“ Kurz entschlossen fragt Doyle zurück: „Im Vergleich zu was?“ Ehrlich gesagt, ist das eine ehrliche Gegenfrage – die natürlich zu neuen Schmerzen führt…
Doch John Doyle weiß, dass etwas geschehen muss. Beim Fitnessstudio hat er sich angemeldet, geht aber nicht hin. „Es muss reichen, wenn ich da jeden Monat bezahle“, ist seine Einstellung. Freundlicher Applaus bei den Wühlmäusen – vielen scheint es ähnlich zu gehen…
Gilles Chevalier © 2013 BonMot-Berlin Ltd.
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