Schwarze Lieder und ‘ne Tüte Wortwitz – Kritik Uta Köbernick

„auch nicht schlimmer: Uta Köbernick singt Rabenlieder“

Uta Köbernick - Foto © Ingo Pertramer
Uta Köbernick – Foto © Ingo Pertramer
BERLIN (gc) – Am Valentinstag hieß es für das Berliner Zebrano-Theater: „auch nicht schlimmer: Uta Köbernick singt Rabenlieder“. Kein Programm für Liebende, sondern eher für Liebhaber dunkler Stimmungen und schneller Wechsel. Und die wurden bestens bedient!

Akustische Gitarre, Ukulele und Geige hat Uta Köbernick zum Musizieren mitgebracht. Für ihre kurzen, traurigen Lieder. Über ausgeleierte Beziehungen. Über glücklos auslaufende Beziehungen. Über Kindergartenkinder-Erlebnisse. Übervoll lässt sie die Lieder aus sich heraussprudeln. Sie hat Themen über Themen und jedem widmet sie ein Lied oder ein Bonmot.

Da sind die „Maulhaltestelle“ für das ewig schwatzende Gegenüber in der Bahn und der Zusammenhang von „Flasche drehen und Kopf verdrehen“. Köbernick war „Viel zu lange weg“, sei es auf Tournee oder nur in Gedanken – jetzt erhält sie die Quittung in Form einer gescheiterten Beziehung. Böse rechnet sie auch hier mit der Liebe ab, einem Gefühl, das ihrer Auffassung nach nur im Schmerz enden kann.

Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung kann Uta Köbernick so wunderbar transportieren! Der Zuschauer ist dankbar, sie auf der Bühne zu sehen – und nicht von einer verführerisch problemlösend erscheinenden Brücke springend. Denn Köbernick geht in sich und trifft am Grunde auf finstere Gedankenstränge, die sie neu verbindet und freundlich poliert präsentiert.

Uta Köbernick - Foto © Ingo Pertramer
Uta Köbernick – Foto © Ingo Pertramer
Ihre Lieder sind im ersten Teil des Programms ausgesprochen kurz. Köbernicks Kunst ist: in drei Zeilen das singen, wofür andere drei Strophen brauchen. Das führt zu so dichten Liedtexten, dass die Bühne zeitweise allein von Geistesblitzen erhellt zu sein scheint. Und es erfordert einen sehr wachen Zuschauer, anderenfalls kommt er mit dem Zuhören einfach nicht nach.

Uta Köbernick macht sich Gedanken über Kinderarbeit in Ländern, in denen Kakaobohnen geerntet werden. Diese Probleme sind aber weit weg, schließlich ist „bei uns Kinderarbeit verboten – wir haben Schokolade!“ Oder sie empfiehlt, gut gekleidet zur Demonstration zu gehen, denn „ein Mann im Anzug mit Schlagstock drauf sieht einfach besser aus.“

Die Großprojekte in Deutschland haben es ihr angetan und sie zu manchem Text inspiriert. Auch fürchtet sie den Ausverkauf der Grundrechte und kämpft dagegen an. Aber nicht mit Liedern, sondern mit „Widerständchen“.

„Angst ist der rote Teppich für den Mut“, ruft sie aus und singt „Empört“, dieses Stück der von Stéphane Hessel inspirierten Demokratie-Wiederbeleber. Ein Klassiker, genauso wie „Tee kochen“ oder „La la la“. Sie stehen im Mittelpunkt des zweiten Teils. Hier ist es dann weniger atemlos, und die längeren Lieder gestatten es, sich besser in eine Situation hineinzuversetzen. Die Mischung macht diesen anregenden Abend perfekt.

Gilles Chevalier © 2013 BonMot-Berlin

weitere Infos und Termine auf der Homepage von Uta Köbernick

Ein Gedanke zu “Schwarze Lieder und ‘ne Tüte Wortwitz – Kritik Uta Köbernick

  1. ponyhofbesucher 2. März 2013 / 14:38

    boah, genial! hab die gute dame noch nicht gekannt, besten dank für die füllung dieser wissenslücke! selten lagen gänsehaut und lachen so nahe beieinander!

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