Liedermacher mit dem Leitmotiv „Leider“
Den Schwabinger Kunstpreis erhalten Persönlichkeiten oder Institutionen, die in besonderer Weise kulturelle Leistungen für Schwabing im Sinne seiner Tradition erbracht haben. Im Auftrag des Kulturreferats der Stadt München ermittelt eine fünfköpfige Jury, die mehrheitlich aus Journalisten besteht, die Preisträger.

„Vielleicht liegt es daran, dass er – obgleich gebürtiger Münchner – in Leider aufgewachsen ist, einem Stadtteil von Aschaffenburg. Das „Leider“ ist sozusagen ein Grundmotiv des Bühnenmenschen Holger Paetz geworden.
Keiner in der Kabarettszene nörgelt so schön wie der hagere Schlacks mit den wild rudernden Armen, den stets spöttisch herabgezogenen Mundwinkeln und der nöligen Stimme.
Seit 1977 macht er das von Schwabing aus. Er fing als Liedermacher – als „Folkie“, wie er selbst sagt – in den einschlägigen Münchner Talentbühnen wie dem KECK, dem Hinterhoftheater oder der Liederbühne Robinson an, nebenbei jobbte er als Kellner, Friedhofsgärtner oder Archivar. Bald aber verlagerte sich der Schwerpunkt auf das Wort. Die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber den Zumutungen der Zivilisation ist seit langem ein Leitmotiv seiner mal hinreißend polemischen, mal fast literarisch-poetischen Texte – in dieser Mischung typisch Schwabing, möchte man meinen.
Ob in diversen Soloprogrammen, im Duo mit Uli Bauer, kurz als Mitglied des wiedererstandenen Lach- und Schieß-Ensembles oder viele Jahre lang als Westerwelle-Darsteller und Chefautor des Nockherberg-Singspiels, ob bei Kabaretthochämtern wie dem „Scheibenwischer“ oder bei intimen Stelldicheins wie seinem Monatsrückblick im Karl-Valentin-Musäum – die Republik muss zur Kenntnis nehmen, was bei Holger Paetz in der Isabellastraße satirische Gestalt annimmt.“ (Begründung der Jury)
Neues politisches Kabarettprogramm im Herbst
Der Kabarettist Holger Paetz tourt zurzeit mit den Programmen „Gott hatte Zeit genug“ und „Ganz fest loslassen“. Für den Herbst 2013 ist ein neues Solo in Arbeit, das am 31. Oktober in Aschaffenburg zur Premiere kommen soll. Seine politisch-satirischen Monatsrückblicke und der Jahresrückblick „So schön war´s noch selten“ genießen Kultstatus.
Die anderen beiden Schwabinger Kunstpreise gehen 2013 an die Schauspielerin Ilse Neubauer und an Sylvia Katzwinkel und Michael Wladarsch, die Veranstalter von Kultur im Karrée und Kultur im Keller.
Zur Reihe der prominenten Preisträger aus den Vorjahren gehören unter anderen: Dieter Hanitzsch, Till Hoffmann, Marianne Sägebrecht, Gisela Schneeberger und Konstantin Wecker.
Beate Moeller © 2013 BonMoT-Berlin
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