Barfuß ohne Magnolienbaum – Kritik Lisa Zenner

2013-05-04 Lisa Zenner & Rachel Kenesei - Foto Carlo WankaLisa Zenner: Promesses

von Carlo Wanka

BERLIN – Schmucklos und barfuß steht sie da, fast wie Aschenbrödel, und dann ist da nur noch ein schwarzes Kleid mit leuchtend roten Rosen, ein Mikrophon und eine Rachel mit Gitarre. So bescheiden das Bühnenarrangement, so beeindruckend ist die Stimme der Künstlerin.

Lisa Zenner singt und lebt französische Chansons im Bossanova-Stil und nimmt einen mit auf die Reise. Obwohl ich kein Wort der abwechslungsreichen Songs verstehe, gehen sie durch und durch – und berühren einen tief. Ihre deutschen Moderationen schaffen es, mit witzigen, kuriosen und ernsten Geschichten die Stimmungen der Geschehnisse in ihren Liedern zu vermitteln.

Wenn sie von dem Magnolienbaum vor ihrem Arbeitszimmer erzählt, den sie genoss, der sie inspirierte, bis er abgeschlagen wurde, um ihr mehr Licht in diesem Raum zu ermöglichen, ist sie ihrer Nachbarschaft nicht dankbar, und man ist ganz bei ihr, sieht die Bilder und fühlt die Enttäuschung. Jeder, der schon mal an Kräutern im Beet oder auf dem Balkon gerochen hat, atmet auf und riecht förmlich mit, wenn Lisa von ihrer Art der Aromatherapie erzählt. Und dann ist da noch die verrückte Geschichte, wie „ihre“ Gitaristin Rachel Kenesei zu einer Gitarre kommt, deren Modellname „Rachel“ ist.

Wenn Frau Zenner eines ihrer Bossanova-Chansons singt, bedeutet das nicht, dass eine Diseuse da mal nett und dem Genre entsprechend ein Lied daherträllert. Die Stimmvielfalt dieser Chansonniere ist die einer Musikakrobatin, die von Posaune bis zum großen Schlagzeugset alle Instrumente einsingt. Eine Jam Session aus einem Mund – ein Erlebnis.
2013-05-04 Lisa Zenner, Corinne Douarre & Rachel Kenesei - Foto Carlo WankaZu guter Letzt gab es noch ein ergänzendes Highlight. Lisa Zenner lud die im Publikum sitzende Chansondichterin Corinne Douarre ein, mit ihr die letzte Zugabe zu singen.

Was diese beiden Frauen für eine Harmonie auf der Bühne entwickeln ist schlichtweg traumhaft. Rundum ein emotionaler, ergreifender Abend im kleinen Corbo.

Carlo Wanka © 2013 BonMoT-Berlin

Vielleicht fehlt dem einen oder anderen ja noch ein gefühlvolles Muttertagsgeschenk: PROMESSES – die CD zum Programm von Lisa Zenner

Kleinkunstbühne Corbocorbo-berlin
Lisa Zenner
Corinne Douarre

Verwandte Artikel:
17. Chansonfest Berlin im Corbo (18.10.2012)
16. Chansonfest Berlin (28.10.2011)
5. Deutscher Nachwuchspreis beim 16. Chansonfest Berlin (24.10.2011)
Hand in Hand gewinnt den Publikumspreis beim Berliner Chansonfest 2011 (22.10.2011)
Goldener Rabe für Helikon beim Berliner Chansonfest 2011 (23.10.2011)

3 Gedanken zu “Barfuß ohne Magnolienbaum – Kritik Lisa Zenner

  1. Marc 4. Juni 2013 / 14:17

    Am vergangenen Wochenende hatten wir das einmalige Vergnügen, im Corbo in Berlin Lisa Zenner wiederzusehen – unvergleichlich, beeindruckend und zugleich ergreifend. Musik und Atmosphäre wirken noch immer nach! Empfehlenswert!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..