Chanson meets Jazz
von Axel Schock
Man liest’s, staunt und rechnet sicherheitshalber nach. Im kommenden Jahr feiert Jo van Nelsen tatsächlich bereits sein 25-jähriges Bühnenjubiläum. 15 Programme sind seit seinem Debüt im Alter von 21 Jahren mittlerweile entstanden. Er hat sich dabei als kenntnisreicher und vielseitiger Interpret des klassischen wie zeitgenössischen Chansonrepertoires von Friedrich Hollaender bis Friedhelm Kändler wie auch als versierter Musikkabarettist bewiesen. Und das nicht nur im Frankfurter Mousonturm, wo Nelsen gewöhnlich seine musikalischen Heimspiele absolviert, sondern auch bei Gastspielen quer durch die Republik.
Eine Facette seines Schaffens allerdings präsentierte Jo van Nelsen bislang nur in seiner Wahlheimat. Seit über 15 Jahren nämlich führt er als singender Conférencier durch die Varieté-Shows des Frankfurter Tigerpalastes. Mit dieser Exklusivität hat es nun allerdings erfreulicherweise ein Ende. Die Highlights dieses besonderen Repertoires wurden inzwischen im Studio eingespielt und werden im kommenden Jahr auch als Live-Konzertshow zu erleben sein. Die Uraufführung wird im Januar im Neuen Theater Höchst gefeiert, Vorpremiere bereits diese Woche in der Alten Mühle in Bad Vilbel.
Ist van Nelsen als Sänger sonst nur in klassischer Klavierbegleitung zu erleben, sorgt hier nun eine exquisite Band für eine neue musikalische Färbung. Knef-Klassiker, wie jenen vom „Tapetenwechsel“, bekommen ihre spezielle jazzige Note. Bei „Eins und eins, das macht zwei“ sorgt das Saxophon für lässiges Swing-Feeling, bei „Ich bin zu müde“ stellen sich laszive Erotik und Nightclub-Atmosphäre ein. Dass van Nelsen sich in diesem Genre so sicher fühlt, ist übrigens nicht wirklich überraschend. Die Knefsche Nachtschwärmer-Elegie hat Nelsen schon einmal in ein üppiges Jazz-Gewand gekleidet, nämlich auf seinem vor 20 Jahren zusammen mit der Jazz-Sextett Die Schwindler eingespielten Chansonalbum „Im Dunkel der Nacht“.
Mit seiner neuen Begleitband gelingen Jo van Nelsen ganz ähnliche Überraschungen. Kreislers-Lieder wie das zungenbrechende „Bidlah Buh“ werden hier mit einem üppigen Arrangement bedacht und können so, ohne den gewohnten Rahmen des musikalischen Kabaretts, neu einmal ganz anders erlebt werden.
Dieser Effekt lässt sich übrigens auch auf zeitgenössische Chansons übertragen. „Der fette Elvis“ von Pigor & Eichhorn wird bei Jo van Nelsen zu einem eigenständigen parodistischen Bravourstück, bei dem Presley sich wunderbar ins Falsett kiekst, und Bodo Wartke darf sich darüber freuen, dass sein Klaviercomedyhit „Meine neue Freundin“ von Nelsen & Band zur rockigen Musicalnummer aufgedonnert wurde.
„Lampenfieber“ ist allerdings nicht einfach nur ein Coveralbum. Unter den 17 Titeln verstecken sich auch vier Ersteinspielungen, und jede für sich ist es wert, nun auf CD bewahrt zu sein. So hat sich Rainer Bielfeldt etwa mit „Auf einer einsamen Insel“ eines kessen Schlagertextes des Kabarettisten und KZ-Überlebenden Robert T. Odemann angenommen. Torsten Hampel wiederum, van Nelsens langjähriger Bühnenpartner, hat eigens für dessen Tigerpalast-Moderationen den schmissiger Zirkusmarsch „Im Tingeltangel tut sich was“ komponiert, der das Flair und die Faszination der Varietés beschwört – und keineswegs nur Frankfurter Bühnen vorbehalten bleiben sollte.
Axel Schock © 2013 BonMoT-Berlin
Jo van Nelsen & Band „Lampenfieber – Das Beste aus dem Varieté-Repertoire“ (jojo-records), 15 Euro – Hier direkt online bei einLächeln bestellen.
Homepage Jo van Nelsen
Die Premiere von „Lampenfieber“, dem Jubiläumskonzert zum 25jährigen Bühnenjubiläum findet am Samstag, 25. Januar 2014 im Neuen Theater Höchst statt. – Ebenfalls im Januar 2014 tritt Jo van Nelsen in Freiburg bei der Internationalen Kulturbörse auf.
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