von Beate Moeller
Max Uthoff und Claus von Wagner werden demnächst die Gastgeber der Kabarettsendung im ZDF sein. Sie wird schlicht „Die Anstalt“ heißen und knüpft an „Neues aus der Anstalt“ an, ein Konzept, das von Georg Schramm stammt und zuletzt von Urban Priol und Frank-Markus Barwasser präsentiert wurde.
Anfang Oktober 2013 ist Max Uthoff im Berliner Mehringhof-Theater aufgetreten. Bei dieser Gelegenheit entstand dieses Interview mit Max Uthoff über die neue „Anstalt“.
Weißt du, wie es dazu gekommen ist, dass sie sich für dich entschieden haben?
Max Uthoff: Ja, natürlich, das war ein längerer Prozess. Ich bin vor einiger Zeit angesprochen worden, Claus von Wagner auch, und dann haben wir ein Konzept erarbeitet – auch in Zusammenarbeit mit dem ZDF. Danach haben wir einen Piloten gemacht. Es gab noch einen Konkurrenzpiloten mit Christoph Sieber und Tobias Mann. Das ZDF hat sich für uns entschieden, und jetzt werden wir sehen, was sich daraus machen lässt.
Kanntest du Claus von Wagner vorher?
Max Uthoff: Ich kannte Claus von der Bühne. Ich kannte ihn nicht persönlich. Einmal hatte ich ihn ganz kurz getroffen beim Kleinkunstfestival in St. Olten in der Schweiz, aber das war nur ein Mini Small Talk. Ansonsten kannte ich ihn von der Bühne, von seinen Programmen „Im Feld“ und „Theorie der feinen Menschen“ und habe ihn dann sozusagen erst für dieses Projekt näher kennen gelernt.
Was wollt ihr denn jetzt anders machen? Was ist das Neue an eurem Konzept?
Max Uthoff: Das ist natürlich schwierig, weil das Konzept bisher schon ein sehr, sehr gutes Konzept ist, und da ist es jetzt sehr schwierig, das Rad neu zu erfinden. Das sollte man auch von uns nicht erwarten. Die Fußstapfen sind eh so groß, dass es ja schon wahnsinnig ist, da reinzuspringen, zumal ja das Bild der Anstalt relativ beibehalten wird. Wir werden uns also irgendwas einfallen lassen müssen, wie wir diese Anstalt uns sozusagen nehmen und zwar auf plausible Art und Weise, aber was genau inhaltlich passiert, weiß ich jetzt auch noch gar nicht. Wir haben zwar Ideen, wie es formal aussehen könnte, was wir gerne mal versuchen würden, aber da ist schon so viel probiert worden von so unglaublich guten Leuten… Wir werden dann einfach versuchen, eine Sendung zu machen, von der wir nachher sagen können: uns gefällt’s. Und dann hoffen wir, dass es möglichst vielen anderen auch gefällt.
Habt ihr eine Rollenverteilung? Du spielst ja in deinen Programmen eine Figur, die ziemlich nah an dem zivilen Max Uthoff ist, während Claus von Wagner auch gerne mal in andere Rollen schlüpft.
Max Uthoff: Claus hat eindeutig eine größere Theaterform in seinen Programmen, weil er sich Figuren erarbeitet und sie dann spielt. Bei mir ist es so: Ich werde die Schärfe, die ich jetzt bei der Anstalt habe – diese drei, vier Minuten, in die ich immer versuche möglichst viel reinzupacken und notfalls einen Gag wegzulassen – das werde ich nicht über 45 Minuten durchziehen können. Es wird sicherlich so sein, dass ich vielleicht ein bisschen mehr – sagen wir schlicht – der Anzugträger bin und Claus der Nicht-Anzugträger. Das ist keine großartige Personenbeschreibung, aber es wird sich wahrscheinlich noch erspielen. Das ist etwas, das man merkt. Wir haben’s beim Piloten gemerkt. Die Figuren entwickeln sich, während man schreibt. Dann kann man sagen, da grenzt es sich ab. Wir müssen das wirklich inhaltlich machen, weil wir uns optisch ein bisschen ähnlich sehen. Oder anders gesagt: Optisch stellen Georg Schramm und Urban Priol einen größeren Gegensatz dar. Deswegen müssen wir versuchen, die Figuren gegeneinander abzusetzen. Aber letzten Endes geht es um die Inhalte – wie es die Parteien am Wahlabend so schmerzhaft gesagt haben.
Was die Inhalte angeht: In wieweit habt ihr Einfluss auf die Auswahl der Gäste, die eingeladen werden?
Max Uthoff: Wir haben viel Einfluss. Also wir suchen uns Gäste aus. Es gibt natürlich auch ZDF-Vorschläge – das ist ja eine ZDF-Produktion. Das ZDF macht Vorschläge, wir machen welche. Dann setzt man sich zusammen und klamüsert das aus. Man versucht möglichst eine bunte Mischung zu machen, eine politische Mischung, in der natürlich auch ab und zu mal Leute vorkommen, die vielleicht nicht vorrangig politisch arbeiten, aber die was Gesellschaftliches zu sagen haben. Und dann setzt man sich zusammen und würfelt es aus.
Gerade hast du auf der Bühne gesagt, du seist Feminist. Wollt ihr denn vielleicht auch mal darauf achten, dass ein paar mehr Frauen auftreten?
Max Uthoff: Es werden immer wieder Frauen kommen. Ob wir es schaffen werden, acht Sendungen jeweils mit Frauen zu bestücken, weiß ich noch nicht. – Sie sind natürlich unterrepräsentiert – überhaupt gar keine Frage. Es gibt einige Frauen, die ich auch ganz gerne öfter im Fernsehen sehen würde, und daran muss dann auch schon ein bisschen gearbeitet werden.
Du spielst viel auf der Bühne, viel live im Theater. Wo ist für dich der Unterschied zwischen Kabarett auf der Bühne und Kabarett im Fernsehen?
Max Uthoff: Das ist ‘ne gute Frage. Das Schwierige ist, dass man im Fernsehen, gerade bei der Anstalt immer unter diesem Druck steht. Das ist ‘ne Live-Sendung. Wenn man’s verhaut, hat man’s verhauen. Du kannst es nicht wieder gutmachen. Wenn ich auf der Bühne was verhaue oder ‘nen kleinen Hänger oder Versprecher habe, kann ich das immer wieder ausbügeln. Ich kann mir die Leute auch erspielen im Laufe der Zeit. Die Zeit hab ich in vier Minuten gar nicht. Bei ‘ner eigenen Sendung, bei der man länger zu sehen ist, ist das natürlich ein bisschen besser, ein bisschen entspannter. Aber trotzdem bleibt die Fokussierung auf sehr kurze Zeit, und man will natürlich versuchen, möglichst viele Themen ‘reinzupacken; und ich bin immer so einer der, der von der Frau und der Agentin und von wohlmeinenden Menschen daran erinnert wird, doch auch vielleicht nicht immer nur die Essenz zu bringen. Ich neige dazu, wenn ich wenig Zeit habe, noch mehr reinzupacken; lieber zwei Gags wegzulassen, um es noch bündiger zu formulieren, und das muss ich natürlich in der gesamten Sendung „Anstalt“ nicht ganz so streng machen, als wenn ich nur vier Minuten Zeit habe.
Grundsätzlich ist live auf der Bühne zu stehen, ein sehr viel entspannteres Arbeiten als im Fernsehen. Frank-Markus Barwasser, also Pelzig, hat auch mal gesagt, das ist letztlich eine Form von Arbeit, die einem Energie bringt, während das Fernsehen sehr stark Energie absaugt. – Das ist also eine andere Form von Anstrengung, aber es bleibt mehr bei einem.
Ich danke dir für dieses Gespräch und toi, toi, toi für die Anstalt!
Interview Beate Moeller© 2013 BonMoT-Berlin
Fotos: zdf/ Jürgen Nobel
Homepage Max Uthoff – Homepage Anstalt