Gelebter Traum musikalischer Vielfalt – Premierenkritik Carrington-Brown
Carrington-Brown: „Dream a Little Dream“
von Gilles Chevalier
BERLIN – Rebecca Carrington und Colin Brown feiern in der ausverkauften Bar jeder Vernunft in Berlin die Premiere ihres Programms „Dream a Little Dream“. Rebecca Carringtons Cello mit Namen Joe aus dem 18. Jahrhundert war selbstverständlich mit von der Partie und hatte großen Anteil an diesem gelungenen Abend.
Im Mittelpunkt der fast zweistündigen Show stehen die Lebensträume der beiden Künstler und wie sie sie verwirklicht haben. Rebecca, die ursprünglich beim Ballett reüssieren wollte, fand zur klassischen Musik und zu ihrem Cello. Colins Traum als bebrillter Schüler mit roter Nase war, Sex-Symbol zu werden. Eine begeisterte Zuschauerin bestätigt ihm durch einen Zwischenruf, dass er das auch geworden sei. „Danke, Mama“, war seine versöhnliche Reaktion darauf…
Auch die Biografien der beiden Briten, die seit einigen Jahren in Berlin leben, spielen eine Rolle. Herrlich, die Adaption „Für mich soll’s deutsche Regeln regnen“, die auf dem Knef-Klassiker mit den Rosen basiert. Oder der „Steuerberater-Blues“, der sich mit den Tücken deutschen Steuerrechts und deutscher Steuerberater beschäftigt. Oder ihr „Willkommen in Deutschland“ auf Lou Reeds „Take a walk on the wild side“, das all die Eigenheiten ihrer neuen Heimat deftig aufs Korn nimmt.
Zu richtig großer Form laufen die beiden auf, wenn sie einer Geschichte ein eigenes Lied widmen. Wobei man nicht vergessen darf, dass der Abend ja in erster Linie mit Rebeccas Cello Joe bestritten wird. Sie streicht und streichelt ihn, zupft ihn und hält ihn manchmal wie eine Gitarre im Arm. Wahrlich, sie hat mit ihm alle Hände voll zu tun.
Colin tanzt und singt dazu mit seinem sonoren Bass, der wunderbar zu Rebeccas Sopran passt. Auch nutzt er die Möglichkeit, sich in diverse Kostüme zu werfen: Im Kleid und selbst in bayerischen Lederhosen ist er zu sehen, wenn er auf dem Dudelsack Haydns „Kaiserquartett“ spielt, dessen Melodie die deutsche Nationalhymne ist.
Carrington-Brown beschränken sich nicht auf Musik klassischen Ursprungs. Sie leben ihre musikalische Vielfältigkeit aus, indem sie sich musikalisch darüber streiten, ob Madonna oder Michael Jackson der größte Star der Pop-Geschichte ist. Sie weisen nach, dass sich praktisch jeder Beatles-Hit von Johann Sebastian Bach ableiten lässt und spielen Rock-Klassiker auf dem Cello. Da kann man sich zurücklehnen und Musik in ungewohnter Instrumentierung genießen.
Die vielen Medleys sind dagegen anstrengender. Um James-Bond-Titelmelodien oder Filmmusik geht es zum Beispiel. Dauernd ertappt man sich auf der Suche nach dem Titel – und weil erst mehrere Titel ein Medley bilden, wird der Zuhörspaß bisweilen zum Ratespaß. Es ist an einigen Stellen wie „Das klingende Sonntagsrätsel“ auf der Bühne. Unterm Strich ein sehr unterhaltsamer Abend in hoher musikalischer Qualität.
© 2013 BonMot-Berlin Ltd.
Fotos: Jan Wirdeier
Spielzeit:
noch bis zum 1. Dezember 2013: Berlin, Bar jeder Vernunft
Karten-Telefon 030-883 15 82 oder reservierungen@bar-jeder-vernunft.de
Karten: € 21,50 – 29,50
Ermäßigte Karten an der Abendkasse: € 12,50
alle weiteren Termine auf der Homepage Carrington-Brown
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