Dass der Ton die Musik mache, haben uns die Eltern mit auf den Weg gegeben. Und sich dabei auf George Bernhard Shaw bezogen, im richtigen Ton könne man alles sagen, im falschen Ton nichts. Peer Steinbrück wird wissen, was gemeint ist. Als Redner war er ein Segen, als Kanzlerkandidat eine Katastrophe. Denn er kann, was wenige seiner Kollegen praktizieren: Deutsch in Form und Inhalt.
Das Gegenteil hat Loriot einst auf den Punkt gebracht in jener „Bundestagsrede“, die so endet: „Hier und heute stellen sich die Fragen, und ich glaube, Sie stimmen mit mir überein, wenn ich sage… Letzten Endes, wer wollte das bestreiten! Ich danke Ihnen.“ Im Trüben treibt der Worte Sinn. Es geht um das, was Sprachwissenschaftler inzwischen Politolinguistik nennen, frei zu übersetzen mit Floskel, Phrase, Verschleierung.
Vom Pult auf die Bühne geholt gewinnen Politikerreden rasant an Komik. Denn nicht nur Inhalt und Form, auch Form und Ort offenbaren aufschlussreiche Kontraste. Das Schauspiel Hannover hat daraus ein Theaterstück gemacht, der Titel: „Sie können das alles senden“. Das Thema: das öffentliche Sprechen in seiner Wirkung, seinen Bedingungen, seinen Mitteln. „Sie könnten die Rücktrittsreden von Schavan und Lindner mixen – Sie würden keinen Unterschied merken“, sagt Regisseur Christoph Frick. Und gewiss lässt sich aus Parteiprogrammen ein unterhaltsames Familien-Quiz mischen – mit der Linkspartei als Joker.
Natürlich ist die Sprache der Politik Strategie. Bevor der Unsinn Wort oder Unwort des Jahres wird, wäre Steinbrück zu wünschen, dass sich seine Prophezeiung erfüllt: „Wir haben die Wahl verloren, aber nicht unseren Verstand.“