Dieter Hildebrandt hat es gewusst, gesagt, und er hat es uns hinterlassen: „Die Politik ist ein Versuch der Politiker, zusammen mit dem Volk mit den Problemen fertig zu werden, die das Volk ohne die Politiker niemals gehabt hätte.“ Gegen dieses Spiel regt sich in Sachsen-Anhalt Protest, indem man es mitspielt.
Dort setzt sich eine Initiative für den Erhalt der Kulturlandschaft ein, die zwar „historisch gewachsen“, um deren Blüte es allerdings schlecht bestellt ist, seit die Landesregierung einen Sparkurs fährt, der den Verdacht nährt, sie wolle zurück zu den Wurzeln. Nicht unbedingt ins frühe Mittelalter, als Sachsen-Anhalt kulturell und politisch punkten konnte, sondern in die Zeit der Völkerwanderung vielleicht, denn: Wozu bleiben in einem Landstrich, wo es Brauch wird, an Kultur und Bildung zu sparen?
Um das zu verhindern, unternimmt nun das Volk den Versuch, zusammen mit der Politik mit den Problemen fertig zu werden, die sie ohne das Volk nicht hätte. Um die Kulturkürzungspläne zu stoppen, will die Protest-Initiative Hans-Dietrich Genscher (86) im Landtag reden lassen. Der FDP-Mann stammt aus der Gegend, und seiner Partei ist dort momentan eine Mitverantwortung am Murks nicht vorzuwerfen.
Nun wird hin- und herüberlegt, ob Genscher, der in Bonn seinen Wohnsitz hat, überhaupt vor den sachsen-anhaltischen Volksvertretern sprechen darf. Landtagspräsident Detlef Gürth, dessen CDU die geplanten Einsparungen von fast sieben Millionen Euro bei den Theatern mitträgt, liebäugelt bereits mit dem „Highlight“, wie er den Protest-Auftritt nennt. Die SPD warnt vor einem „Präzedenzfall“.
Genscher war weder Tscheche noch DDR-Bürger, als er den „lieben Landsleuten“ vor der Prager Botschaft ihre Ausreise mitteilte. Hat der Landtag überhaupt einen schönen Balkon?
Hat dies auf Die Erste Eslarner Zeitung – Aus und über Eslarn, sowie die bayerisch-tschechische Region! rebloggt.