Der Begriff hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. 2002 soll das Wort „Selfie“ in einem australischen Blog zum ersten Mal aufgetaucht sein. In der Zeitrechnung des Internets ist das Jahrhunderte her. Dennoch ist „Selfie“ erst jetzt zum englischen „Wort des Jahres“ gekürt worden. Und zwar vom Oxford English Dictionary, was so etwas wie der Duden ist, nur mit mehr Anglizismen. „Selfie“ hat auch eine Art Bedeutung: Selbstporträt.
Viele mögen an Dürer, Dix, da Vinci, denken und an deren Selbstbildnisse – eine in der Kunst nicht unübliche Praxis, sich ein Denkmal zu gestalten, ohne einen ungeliebten Kollegen bemühen zu müssen. Kunsthistoriker messen sich seitdem in Interpretationen von Gesichtsausdruck und Komposition.
Heute nun kann jeder an jedem möglichen Ort in jedem unmöglichen Moment sich selbst porträtieren – mit Smartphones auf Armlänge oder in spiegelnder Fläche, wie sie weiland Narziss zum Verhängnis wurde. Anders als bei Blitzern oder Überwachungskameras bestimmt auch hier jeder selbst Komposition und Gesichtsausdruck, bevor er den inszenierten Schnappschuss, das „Selfie“ also, im sozialen Netz verbreitet, üblicherweise bei Facebook oder Twitter.
Diese Bilder erzählen leider mehr, als Dürer, Dix, da Vinci sich ausmalen konnten. Zudem sind sie nur ein Teil digitaler Neuinterpretationen. Auch das Stillleben erfährt eine Renaissance, denn fast so gern wie sich selbst dokumentiert der vernetzte Mensch sein Essen, manchmal sogar in Öl. Und die Katze natürlich – wobei es in China gewiss Schnittmengen gibt.
Hat dies auf Die Erste Eslarner Zeitung – Aus und über Eslarn, sowie die bayerisch-tschechische Region! rebloggt.