Dr. med. Eckart von Hirschhausen: „Wunderheiler – wie sich das Unerklärliche erklärt“
von Gilles Chevalier
BERLIN – Sieben Abende lang füllt er die Berliner Universität der Künste bis auf den letzten Platz mit seiner einmaligen Mischung aus Medizin, Entertainment und Magie. Die Premiere seines Programms „Wunderheiler“ feierte Eckart von Hirschhausen Anfang November in Bonn.
Entspannung ist ihm wichtig, dem Doktor: Die Bühne hat er mit großen Fotowänden in einen Frühlingswald verwandelt. Aus den Lautsprechern kommen Vogelstimmen und kurz vor Beginn der Show hört man Laub rascheln. Irgendetwas Großes bewegt sich da auf die Zuschauer zu! Zwei Männer schleppen einen mannshohen Karton auf einem Podest in die Bühnenmitte, heben ihn kurz an. Dann Trommelwirbel und der Kai, nein der Eckart, steigt aus der Kiste!
Zurück zu den Wurzeln, könnte man sagen. Schließlich hat sich von Hirschhausen als Jugendlicher der Zauberei verschrieben und so seine ersten Bühnenerfahrungen gemacht. Auch im kleinen Kreis, als er entzückten älteren Verwandten mit dem selbst erzeugten Pendelausschlag im rechten Moment eine Freude zu machen wusste. Das Tricksen hat er also früh gelernt und in seinem späteren Beruf als Arzt gewiss auch anwenden können.
Magie und Medizin sind die Hauptthemen dieses Abends. Entspannt und unterhaltsam führt von Hirschhausen durch sein Gesprächsprogramm. Er führt aus, wie ein Wunder (oder was dafür gehalten wird) religiös, medizinisch oder magisch interpretiert werden kann. Zur Religion gehört der Glaube. Zur Medizin aber auch, das haben Studien zu Medikamenten und Placebos gezeigt. Und wer der Schulmedizin nicht vertraut, wendet sich der alternativen Medizin oder der Esoterik zu, wo mit dem Glauben ebenfalls viel erreicht werden kann. Klingt kompliziert, aber der Doktor dosiert in kleinen Schlucken und nimmt sich drei Stunden Zeit!
Dabei spielt von Hirschhausen keineswegs den Allwissenden oder Dogmatiker. Gemeinsam mit seinem Pianisten und Zauberassistenten Christoph Reuter ist er vor allem aufklärerisch tätig. Das Wunder der Heilung oder des Zaubertricks ist die eine Sache. Viel wichtiger ist ihm aber der Weg dorthin. „Wir sind für Stories geboren und nicht für Statistik“, sagt von Hirschhausen. Gerade das führt, nach seinen Worten, zu einer gewissen Anfälligkeit gegenüber allen Formen von Hokuspokus.
Eindringlich warnt von Hirschhausen vor Geschäftemacherei und Heilungsversprechen. Dabei bleibt er aber so moderat, dass sich niemand auf den Schlips getreten fühlt. Selbst überzeugte Anhängerinnen der Esoterik haben sich köstlich amüsiert! „Die Medizin hat die Magie vertrieben, aber sie steckt immer noch in uns drin!“ Es ist das Nachdenkliche und Zweifelnde, das diesen Abend so beeindruckend macht.
Denn einen Königsweg gibt es nicht. Schulmedizin ist schön und gut, aber bei chronischen Erkrankungen sind Rituale viel wichtiger. Und bei kleinen Kindern ebenfalls. Der Satz „Sieh mal, das Aua fliegt durchs Fenster!“ habe von Hirschhausen in Kindertagen oft geholfen. Auch das Magische habe im Leben durchaus seinen Platz, sagt von Hirschhausen, denn es schütze vor Verzweiflung und Überforderung.
Die eigene Unsicherheit auf die Bühne zu tragen, ist eine starke Leistung des Künstlers. Er habe Spontanheilungen erlebt, die er sich nicht erklären könne. „Es gibt kein richtig oder falsch bei der Beurteilung, ob Wunder oder Zufall“, sagt er. Und: „Wir bewerten die Welt so, wie wir im Kopf strukturiert sind!“ Deshalb sollte man den Kopf auch immer aufnahmebereit für neues Wissen und neue Erfahrungen halten. Dieser tolle Abend hilft dabei.
Fotos: Frank Eidel
Weitere Infos auf der Homepage von Eckart von Hirschhausen – Homepage Wühlmäuse
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