von Gilles Chevalier
BERLIN – Reiche Beute machte der Tod dieser Tage in den ausverkauften Berliner Wühlmäusen. Um die 500 Zuschauer wollten wissen, wie sich ein ganzer Abend mit ihm anfühlt. Doch er ließ auf sich warten und schickte zur Einstimmung einen Kollegen auf die Bühne.
„Das blühende Leben“ hat der Tod vorangeschickt! In einem farbenfrohen und mit Blumen behängten Umhang sorgt es für gute Laune. Allerdings verhindern eine überdimensionale bunte Kopfbedeckung und eine Sonnenbrille mit extrem großen Gläsern den bunten Hund hinter dem blühenden Leben zu erkennen. „Eine Stimmung wie im Altersheim – alle warten auf den Tod“, sagt es und greift zum umgehängten Omnichord. Auf dieser historischen Rhythmusmaschine begleitet sich das blühende Leben, spielt ein Stimmungslied. Besonders gelungen ist der Protestsong gegen Mitmachlieder, bei dem das Publikum zum Klatschen und Schunkeln aufgefordert wird. Erfolgreich, übrigens.
Dann tritt der Tod ins Rampenlicht, schleicht vorsichtig auf das Mikrofon zu. Seine schwarze Kutte mit den sehr weiten Ärmeln und seine tief ins Gesicht gezogene Kapuze verleihen der Figur etwas Unheimliches. Doch der Tod ist ein armer Teufel, er leidet unter seinem schlechten Image und hat sich deshalb mit einem Imageberater besprochen.
„Mein Leben als Tod ist wahrlich kein Pony-Friedhof“, klagt er und berichtet von den immer wieder entstehenden Missverständnissen. Mit dem alten Mann zum Beispiel, der sich nicht auf die Rolltreppe traut und dem der Tod freundlich seine Hilfe anbietet: „Darf ich Ihnen beim Draufgehen helfen?“ Es bleibt eben dabei: „Selbst große Vegetarier beißen nur ungern ins Gras!“ Der Tod zeigt immer wieder, wie oft von ihm im allgemeinen Sprachgebrauch die Rede ist. Dabei ist Sprache doch angeblich etwas Lebendiges!
Seine Zuschauer will der Tod für das Jenseits begeistern. Dort, „wo es noch Praktiker und Schlecker gibt und alle Menschen noch in D-Mark bezahlen“ wird es uns gut gehen! Das überzeugt das Publikum. Genauso, wie sein kleines Quiz mit zwei Kandidaten um verlängerte Lebenszeit: „Ihr wisst natürlich nicht, wann die zusätzliche Lebenszeit anfängt…“
Der Tod ist kein Kind von Traurigkeit. Er singt „Ein Stein, der deinen Namen trägt“, nicht etwa „Ein Stern…“ und führt dazu einen wahren „Totentanz“ auf. Seine Praktikantin „Exitussi“ unterstützt ihn gelegentlich und mit „Mautzi, der Kamikatze des Todes“, unterhält er sich als Bauchredner. Der Tod weiß: „99% aller Autofahrer finden den Auftritt vom Tod total toll. Das hat eine Blitzumfrage des ADAC ergeben.“
Es ist eine ungewöhnlich interessante Stimmung im Theater. Jeder Lacher scheint eine Flucht aus dem ernsten Thema zu sein. Doch so todernst ist dieser Tod glücklicherweise nicht. Beständig spreizt er seine Finger gegeneinander und berichtet mit seiner Kinderstimme über sein Leben als Tod. Er zieht aus den weiten Ärmeln seiner Kutte eine Blockflöte hervor oder verstreut Konfetti. Richtig ins Gesicht blicken kann man dem Tod übrigens nicht. Aber was soll’s, wir werden ihm ja sowieso noch mindestens einmal begegnen. À bientôt!
Foto: PR
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