mit Betroffenen und Online-Aktivisten zum Problem der Abmahnungen an Künstler und Kulturvereine für Pressezitate am kommenden Samstag, 22.2.2014
von Beate Moeller
BERLIN – Eigentlich freut sich jeder über eine lobende Besprechung in der Zeitung, und zwar egal, mit welcher Art von Gewerbe er seine Brötchen verdient. Als Bäcker oder Friseur, als Gastronom oder Künstler. Eigentlich. Solange er nicht auf die aberwitzige Idee verfällt, aus diesem Text zu zitieren oder ihn gar vollständig auf seiner Homepage zu veröffentlichen – mit stolzem Verweis auf die angesehene Quelle.
Die Freude hat nämlich schnell ein Ende, wenn die Abmahnung ins Haus flattert. Da werden ganz spontan mal ein paar tausend Euro fällig.
So ist es in letzter Zeit vielen ergangen. Einige Künstler zahlten aus Angst vor weiteren Kosten. Viele Künstler entfernten in Panik alle Presseberichte über ihre Konzerte von ihren Webseiten. Die Sängerin Scarlett O’ und der Liedermacher Michael Zachcial beschlossen, sich zu wehren und notfalls vor Gericht zu gehen. Sie machten den Vorgang öffentlich und publizierten einen offenen Brief an Verlage und andere Rechtinhaber, den in wenigen Tagen mehr als 5.000 Menschen unterschrieben, darunter auch zahlreiche Journalisten. Eine Klage ist bis heute nicht erfolgt. HIER geht’s zur Homepage mit weiteren Infos. – HIER zur Solidaritätserklärung in Sachen Toleranz.
Die betroffenen Künstler wollen nun in diesem Jahr gemeinsam mit Vertretern vom Journalistenverband, dem Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft, Verdi, Musikervertretungen wie Profolk, dem Rockmusikerverband, Verlagen, Juristen, etc. eine Gesetzesinitiative starten, damit der Abmahnerei, die inzwischen ein Milliardengeschäft geworden ist, der Boden entzogen wird.
Zum Auftakt gibt es im Rahmen des Festivals Musik und Politik 2014 am Samstag, 22.2.2014 um 16 Uhr das Informationsgespräch “Abmahner – Abzocker”.
Ziel soll es sein, eine Petition zu verfassen, die etwa so lauten könnte – also in Normaldeutsch und noch nicht in Juristensprache formuliert:
„Tatsächliche und juristische Personen, über deren Arbeit und Wirken in den Medien berichtet wird, haben das Recht, diese Berichte als Teil ihres Bildes (Image) in der Öffentlichkeit für die Öffentlichkeit zu dokumentieren, z.B. auf der eigenen Internetseite. Autor und Quelle sind hierbei anzugeben und wenn möglich zu verlinken.
Alle weiteren Rechte bleiben bei den Autoren.
Über den Zweck der Selbstdarstellung hinausgehende Verwertung der Medienberichte ist mit den Verfassern abzustimmen und nur nach deren Erlaubnis gestattet.“
Hoffentlich wird damit der Stein ins Rollen gebracht. Wir bleiben jedenfalls dran!
Außerdem aktuell in Sachen Urheberrecht:
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das neue Urteil des Europäischen Gerichtshofs, also des höchsten EU-Gerichts. Dabei geht es allerdings nur um die reine Verlinkung, die ist jetzt also erlaubt, solange damit keine Paywall umgangen wird. Deshalb verlinken wir gleich mal: HIER.
Sowie eine Stellungnahme der GEMA zur Einbettung von YouTube-Videos. HIER.
Et ceterum censeo: … möchten wir hier an dieser Stelle erneut darauf hinweisen, dass wir, also liveundlustig, uns über jedes Zitat mit Verlinkung freuen – mit Quellenangabe, selbstverständlich. Es stehen inzwischen schon rund 1000 Texte zur Verfügung! Einfach mal stöbern in den Kategorien oder im Suchefeld (oben rechts) suchen.
Termin:
Abmahner und Abzocker – ein Informationsgespräch mit Scarlett O’ und Liedermacher Michael Zachcial und vielen anderen
Samstag, 22. Februar 2014, 16 Uhr
10405 Berlin, Danziger Str. 101, Die Wabe, Location: Jugendtheateretage
Eintritt frei
Foto © 2014 BonMoT-Berlin Ltd.
Ein Gedanke zu “Abmahner und Abzocker – ein Informationsgespräch §§§”