Der „Fall Edathy“ mal so gesehen – Kolumne von HG.Butzko

HG Butzko - Kolumne - design c.wankaLiebe Freunde des politischen Kabaretts,

so, und dann jetzt noch einmal für alle zum Mitschreiben: Sebastian Edathy war Vorsitzender im Untersuchungsausschuss zum NSU-Skandal, und hat da wohl ziemlich unbequeme und unbestechliche Aufklärungsarbeit geleistet, was man dem damaligen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich nicht nachsagen kann. Im Gegenteil, letztgenannter hat nicht nur beim NSU-, sondern auch beim NSA-Skandal weder Aufklärungsarbeit, noch sonst irgendwas geleistet, außer sich etwas, nämlich eine superpeinliche Superformulierung vom Superrecht auf Supersicherheit. Da ließ sich der Friedrich hinter dem NS kein A für ein U vormachen.

Und dann befand sich dieser Friedrich also letzten Oktober als Mitglied der CSU in Verhandlungen mit der SPD zur Bildung einer großen Koalition, und erfährt, dass die SPD den Edathy wohl auf dem Zettel für einen Posten als Staatssekretär oder vielleicht sogar Minister hat. Und in dem Moment fällt dem Friedrich ein, dass ja gegen den Edathy ermittelt wird. Und dann hat der Friedrich sich gedacht, wenn diese neue Regierung irgendetwas nicht gebrauchen kann, dann, dass schon nach zwei Monaten der erste Minister zurücktreten muss. Dachte sich der Minister Friedrich, und sorgte dafür, dass er nach zwei Monaten zurücktreten muss.

Denn der Friedrich hatte das dem Sigmar Gabriel erzählt, obwohl er das gar nicht erzählen durfte, denn das war ein Dienstgeheimnis, und Dienstgeheimnisse darf man nicht verraten. Dabei ging es dem Friedrich auch wirklich nicht darum, dem Edathy eins auszuwischen und dessen Karriere zu versauen, so als Retourkutsche dafür, dass der Edathy den Friedrich beim NSU-Skandal eventuell hat schlecht dastehen lassen. Nein, nein, es ging dem Friedrich einzig und allein wirklich nur darum, Schaden von der großen Koalition abzuwenden, ganz ehrlich, und deswegen hatte der Friedrich das ja auch wirklich nur dem Sigmar Gabriel erzählt und auch nur im Vertrauen und auch niemandem sonst, also auch nicht dem Seehofer, nein nein nein, und der Merkel schon mal gleich gar nicht, auf gar keinen Fall, sondern ausschließlich nur dem Gabriel, und auch wirklich nur im Vertrauen. Tja, und dann ….. ist es trotzdem durchgesickert. Wie konnte das nur passieren? Nun, der Gabriel ist ja Vorsitzender der SPD. Und vielleicht hätte der Friedrich sich daran erinnern sollen, seit es die SPD gibt, gibt es auch den Spruch: „Wer hat es verraten? Sozialdemokraten“.

Und jetzt wird‘s kniffelig. Warum? Nun, eigentlich hätte gegen den Edathy gar nicht ermittelt werden dürfen, denn das, was man dem Edathy nachweisen kann, nämlich das Bestellen von Bildern von fremden nackten Kindern ist in Deutschland gar nicht verboten. Wer weiß, welche sexuellen Präferenzen die verantwortlichen Politiker besaßen, die dieses Gesetz erlassen haben. Aber auf alle Fälle können wir festhalten, dass der Edathy bislang nachweislich nicht gegen geltendes Recht verstoßen hat.

Und jetzt wird‘s richtig übergriffig, denn jetzt kommen die Ermittler daher und sagen: „Wer sich solche Fotos besorgt, besorgt sich meistens auch schlimmere Fotos.“ Und mit diesem Argument haben die Behörden bei Edathy Durchsuchungen von Privat- und Büroräumen nebst Beschlagnahmungen von Computern und sonstigem Material angeordnet. Das ist ungefähr so, als würde jeder, der sich abends eine Kiste Bier kauft, morgens mit der Erstürmung seiner Wohnung rechnen müssen, weil die Polizei der Meinung ist: „Wer sich Alkohol besorgt, besorgt sich meistens auch illegale Drogen.“ Und wer ist eigentlich verantwortlich für eine solche Denke unter Deutschlands Polizisten? Richtig. Das Bundesinnenministerium.

Tatsache ist, dass der Edathy zunächst mal ein Fall für die Therapeutencouch ist, und sollte er auch einer für die Ermittlungsbehörden sein, dann aber schon mal auf alle Fälle nicht für die Öffentlichkeit, und da schon mal gleich gar nicht für die BILD-Zeitung und andere Schmeißfliegen der Regenbogenpresse. Denn bei seriöser Betrachtung wird ein Problem sichtbar, das in den Schlagzeilen auf dem Boulevard nicht mal im Ansatz diskutiert wird: Pädophilie ist nämlich keine Neigung, die man sich aussucht, weil man da Bock drauf hat, sondern Pädophilie ist eine psychische Störung. Das heißt, man kann nichts dafür, wenn man pädophil ist, und – noch schlimmer – man kann auch nichts dagegen machen. Man kann als Pädophiler nur lernen, damit umzugehen, ohne irgendjemandem Schaden zuzufügen.

Und wer weiß – vielleicht hat der Edathy ja genau das versucht, als er sich diese Bilder bestellt hat. Und zwar, im besten Glauben daran, legal zu handeln, weil der Gesetzgeber genau diese Bilder ja nicht verboten hat. Das mag man finden, wie man will, und ich persönlich finde, dass diese Gesetzeslücke dringend geschlossen werden muss, denn wer sich Bilder von fremden nackten Kindern bestellt, verletzt die Rechte dieser Kinder. Wie es allerdings um die Rechte von Sebastian Edathy bestellt ist, das könnte zur Zeit vielleicht am besten Gustl Mollath beantworten. Komisch, wieso muss ich eigentlich ausgerechnet an den die ganze Zeit bei dieser Geschichte denken?

In diesem Sinne wünsche ich uns:
LOVE & PEACE & EGGS TO SEA
von Herzen herzlichst Euer
Herz-Günter Butzko

© 2014 HG.Butzko

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