Preise auch für Richard Rogler, Tobias Mann und Nico Semsrott
2014 verleiht der Bayerische Rundfunk gemeinsam mit dem Münchner Lustspielhaus zum 16. Mal den „Bayerischen Kabarettpreis“.
Am 7. Juli 2014 wurden die Preise im Hofgarten Kabarett in Aschaffenburg überreicht. Das Bayerische Fernsehen strahlt die Aufzeichnung heute, am Freitag, 11. Juli 2014 aus. Urban Priol führt als Gastgeber und Moderator durch den Abend.
Hier die Begründungen der Jury:
Hauptpreis: Luise Kinseher
„Vielfältig sind ihre Bühnenfiguren und vielfältig auch die Perspektiven, mit denen Luise Kinseher Zeitgeist greif- und begreifbar werden lässt: Die Kaufhaus-Kundin kiekst im glückseligen Kaufrausch, während die spröde Buchhalterin Eintrittsgelder zählt. Die Heldin flieht vor Bankenkrise und Konsum auf die Alm, denn daheim drohen sie Besitz und Gier zu ersticken.
Phantasie- und gefühlvoll, aber immer bodenständig sind die Bühnenprogramme der Niederbayerin, und sie nimmt sich dabei furchtlos großer Themen wie Glück oder Freiheit an.
Groß ist auch ihre Bavaria, eine Mutterfigur, die Luise Kinseher als erste Salvatorrednerin auf dem Nockherberg lebendig werden lässt: Die Patronin Bayerns derbleckt herrlich weiblich die Polit-Prominenz.
Luise Kinseher ist ein Kabarett-Charakter mit kraftvoller Bühnenpräsenz und facettenreichem Temperament, gesegnet mit schwarzem Humor und beseelt von der Liebe zur schrägen Perspektive. Berührend und mitreißend komisch!“
Homepage Luise Kinseher – Tourplan
Musikpreis: Tobias Mann
„Als unermüdliches Allroundtalent in nahezu allen unterhaltenden Disziplinen – so lässt sich der Mainzer Kabarettist, Comedian und Musiker Tobias Mann am treffendsten bezeichnen. Ein besonderes Augenmerk verdient dabei sein musikalisches Talent, das in seinen überaus dynamischen Soloprogrammen Höhepunkte setzt.
Seine Lieder, begleitet am Piano oder an der Gitarre, sind politische Statements oder erzählen vom Wahnsinn des Alltags, sind mal leise, mal schräg und manchmal auch abgefahren: Da kann sogar Goethes „Faust“ zum fetzigen Fünf-Minuten-Rap werden. Mitreißende Melodien, seine jugendlich-energiegeladene Ausstrahlung und ein schier unerschöpflicher Optimismus verleihen selbst schweren Inhalten eine Leichtigkeit, die in der derzeitigen Kabarettlandschaft ihresgleichen sucht. Mit seinen Liedern voll Komik und geballter Lebensfreude sagt er politischer und gesellschaftlicher Gleichgültigkeit den Kampf an. Mehr Mann!“
Homepage Tobias Mann – Tourplan
Senkrechtstarter-Preis: Nico Semsrott
„Weltuntergang, Tod und Depression – das scheinen nicht gerade die passenden Themen für einen unterhaltsamen Abend zu sein. Doch Poetry Slammer Nico Semsrott hat genau mit diesen Inhalten eine einzigartige, völlig neue und überaus witzige Form des Kabaretts ins Leben gerufen: die Standup Tragedy.
Mit gesenktem Blick, die schwarze Kapuze tief ins Gesicht gezogen, seziert der gebürtige Hamburger in seinem ersten Solo-Programm eine verlorene, hoffnungslose Welt, die er komplett in Frage stellt – während das Publikum vor Lachen tobt. Doch merke: ‚Freude ist nur ein Mangel an Information‘.
Dramaturgisch geschickt hält er mit seiner negativen Haltung die Spannung und lässt eine klare Weltanschauung dahinter aufblitzen. Seine scheinbar emotionslosen Analysen und Wortspiele sind prägnant und bitterböse. Mit überaus treffenden Grafiken verleiht er den zuvor präzise gesetzten Pointen oftmals eine völlig neue Dimension. Misslaunige Melancholie, schräges Scheitern und zielstrebige Ziellosigkeit – Pessimismus als Weg zum Erfolg? Ein klares Ja!“
Homepage Nico Semsrott – Tourplan – Liveundlustig-Kritik
Ehrenpreis: Richard Rogler
„Geboren in Franken, sesshaft in Köln, auf der Bühne zu Hause – ob als sein berühmtes Alter Ego „Camphausen“, in seinen Soloprogrammen, den „Mitternachtsspitzen“, im „Scheibenwischer“ oder bei zahllosen anderen Gelegenheiten: Seit über 30 Jahren steht Richard Rogler als unermüdlicher Kämpfer für Gerechtigkeit und gegen Bevormundung auf der Bühne. Gesellschaftliche Missstände und politische Ungerechtigkeiten prangert er ebenso an wie Gesetzeswillkür und diverse Benachteiligungen in unserer vermeintlich so fortschrittlichen Welt. Dabei kritisiert er den Status Quo nicht von oben herab, sondern als einer von uns. Mit kleinen Gesten schafft er unverwechselbare, lebensnahe Figuren, die auch komplexe Themen konkret begreifbar machen. Rogler nutzt die ganze Bandbreite kabarettistischer Kunst: Wütende Anklage beherrscht er genauso wie das Setzen feiner Pointen, den Stammtisch-Witz ebenso wie die intellektuelle Analyse – und selbst vor schnörkelloser Ernsthaftigkeit schreckt er nicht zurück. Sein Urteil ist oft gnadenlos und bisweilen bitterböse – aber stets treffend. Und immer ist es Ausdruck seines großen Herzens und der ungebrochenen Hoffnung, die Welt ein bisschen besser machen zu können.“
Homepage Richard Rogler – Tourplan
Homepage Bayerischer Rundfunk
Fotos: Bayerischer Kabarettpreis, gestaltet von Klaus Vrieslander © BR/ Ralf Wilschewski, Luise Kinseher © Derek Henthorn, Tobias Mann © Stephan Heinz, Nico Semsrott © Fabian Stürtz, Richard Rogler © Gerald Kasten
Hat dies auf Die Erste Eslarner Zeitung – Aus und über Eslarn, sowie die bayerisch-tschechische Region! rebloggt.