von Marianne Kolarik
KÖLN – Nicht alles, aber immerhin einiges neu macht die von RTL ausgerichtete Verleihung des Deutschen Comedypreises im Ossendorfer Coloneum: Carolin Kebekus löst damit nach sechs Jahren Dieter Nuhr als Moderatorin ab.
Die Entscheidung, der zäh dahinfließenden Mischung aus Einspielern, Lobesreden und verstotterten oder herunter geleierten Danksagungen, ein frisches und vor allem freches Gesicht zu verpassen, erwies sich als goldrichtig. „Wie geil rockt die Kebekus das Haus“, bringt es die als Beste Schauspielerin gekürte Annette Frier auf den Punkt.
Die in Köln-Ostheim sozialisierte Comedienne nimmt auch vor der Fernseh-Kamera kein Blatt vor den Mund: da wird die Schlagersängerin Helene Fischer inklusive ihrer Fans in die satirische Pfanne gehauen („ist das das neue Aufbegehren?“). Außerdem macht sie einmal mehr deutlich, dass es eine Menge komischer Frauen gibt, in dem sie die Namen all jener Künstlerinnen vorliest, die beim 24. Köln Comedy Festival, dem Veranstalter des Preises, auftreten – eine lange Liste. Damit nicht genug, schlüpft die Moderatorin überdies in die Rolle der „Friseusen-Disco-Bumsmusik“-Sängerin, schwebt über den Köpfen der Zuschauer auf die Bühne und lässt sich von Tänzern zum nervtötenden Ohrwurm „Atemlos“ in die Luft heben. Eine perfekte Parodie.
Neu installiert ist auch die Rubrik „Zuschauerpost“, in der eine Reihe Comedians aus den Briefen bzw. Mails vorlesen, die sich – frei nach dem Motto: dem Volk auf den Rechner geschaut – allesamt empört bis beleidigend über den jeweiligen Künstler äußern. „Ich habe alle Ihre Filme gesehen. Alle scheiße!“, heißt es zum Beispiel in einer dieser unfreiwillig komischen Zuschriften, die Otto via Video preis gibt. Keine Frage: ein weiterer Pluspunkt im alljährlich zelebrierten Einerlei aus Lobeshymnen auf die immer gleichen Komikernasen.
Auch erstaunlich: Die ARD räumte zwei Preise ab („Verstehen Sie Spaß?“ und „Ein Schnitzel für alle“), der NDR einen für „Krude TV – Comedy von Norden“. Womit sich die Jury unter Vorsitz von Pollunderträger Olaf Schubert, der in seiner Laudatio mittels verquerer Satzgefüge über die Nöte des Mannes referierte („Ein Sklave seiner Triebe, der seine Knie in Unschuld wäscht“), Mühe gegeben hat, nicht nur hauseigene Künstler zu prämieren. Ein weiterer Beleg für die Existenzberechtigung der Preisverleihung, die Gernot Hassknecht alias Hans-Joachim Heist mit Seitenhieb auf die Abschaffung des Deutschen Fernsehpreises als „die letzte ernsthafte TV-Auszeichnung“ würdigte – obwohl der von ihm hoch gepriesene „Tatortreiniger“ leer ausging.
Alles in allem: der Fernsehzuschauer kann sich am Samstagabend (ab 22:15 Uhr) von der auf 155 Minuten gekürzten Fassung sein eigenes Bild von der dreistündigen Veranstaltung machen: im vergangenen Jahr erreichte die Sendung in der Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen einen Marktanteil von 17,3 Prozent. Womit der Kölner Privatsender seinen Bildungsauftrag in Sachen grenzenloser Witzischkeit voll und ganz erfüllt.
©2014 BonMoT-Berlin
Im Fernsehen
Samstag, 25. Oktober 2014, 22:15 – 0:50 Uhr: RTL
Die Preisträger
Bester Komiker: Kaya Yanar
Beste Komikerin: Carolin Kebekus
Bester Schauspieler: Christoph Maria Herbst
Beste Schauspielerin: Annette Frier
Beste Comedyshow: Mario Barth deckt auf (RTL)
Beste TV-Komödie: Ein Schnitzel für alle (ARD)
Beste Comedyserie: Der Lehrer (RTL)
Beste Sketchcomedy: Krude TV – Comedy von Norden (NDR)
Bestes TV-Soloprogramm: Sascha Grammel live! Keine Anhung (RTL)
Beste Versteckte Kamera: Verstehen Sie Spaß? (ARD)
Erfolgreichster Live-Act: Mario Barth: Männer sind schuld…
Bester Newcomer: Ingmar Stadelmann
Erfolgreichste Kino-Komödie: Fack Ju Göhte
Ehrenpreis: Ingolf Lück
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