Zwei Vollblut-Künstlerinnen beim 24. Köln Comedy Festival

Anna Mateur Disko - Foto HP Anna MateurAnna Mateur & The Beuys: „Protokoll einer Disko“ und Gayle Tufts: „Love“

von Marianne Kolarik

KÖLN – Was für Prachtweiber: Anna Mateur und Gayle Tufts zeigen in ihren funkelnagelneuen Programmen die stupende Bandbreite ihres Könnens. „Protokoll einer Disko“ nennen Anna Mateur & The Beuys einen Abend, der alles in sich vereint: Wohliges und Verstörendes, Witziges und Tiefsinniges, Anrührendes und Prolliges.

Sie geben nicht nur alles, sie können auch alles. Die „wahnsinnig gut aussehenden Jungs“ Kim Efert und Samuel Halscheidt an der Gitarre sind dabei weit mehr als die üblichen musikalischen Begleiter. Sie müssen höllisch aufpassen, weil die gestrenge Chefin auf Zurufe aus dem Publikum reagiert. Wenn jemand „was Russisches“ hören will: bitte sehr, er bekommt’s auf der Stelle. Oder „was Afrikanisches“ – kein Problem.

Geschmeidiger als in ihrem vorigen Programm, den grandiosen „Screamshots“, geht es diesmal musikalisch und komödiantisch zur Sache. Da steht die aus Dresden kommende Rockröhre mit dem Organ einer Mezzosopranistin in knatschgelben Kniestrümpfen, viel zu kurzem Röckchen und Afro-Look-Frisur – greift hin und wieder zur Blockflöte, sagt, dass sie den ganzen Saal aus dem Kopf zeichnen könne, heult als unglücklich verliebte Tussi Rotz und Wasser, zippelt an sich herum, singt komplett neu arrangierte Disko-Hits aus den 80ern und 90ern des vergangenen Jahrhunderts – zum Beispiel Songs für Frauen, „die von Arschlöchern verlassen wurden“ – eine Berg- und Talfahrt aus ganz großen Gefühlen und kessen Provokationen.

Gayle Tufts Love - Foto Katja RennerSanfter und versöhnlicher ist das, was Gayle Tufts im roten Traum von einem Kleid unter dem Titel „Love“ auf die Bühne – ebenfalls in der Comedia – bringt. Ein bisschen Romantik, gepaart mit einer Prise Realismus, für die the Mann an ihrer Seite verantwortlich ist, macht nicht nur die Welt um einiges schöner, die Lady schleicht sich überdies langsam, aber unaufhaltsam ins Herz der Zuschauer: Balsam fürs Gemüt.
Die 1960 in Brockton/Massachusetts geborene und seit 1991 in Berlin lebende Entertainerin wickelt das Publikum mit ihrer unverblümten Offenheit, einer spontan daher kommenden Herzlichkeit um den Finger. Sie mag Frau Merkel, sie liebt Deutschland – was soll man dem hinzufügen?

Es ist der Blickwechsel von hüben nach drüben und umgekehrt, der ihre im reinen Dinglish vorgetragenen Moderationen so unverwechselbar macht. Wenn sie so über magische Unterwäsche spricht oder wie Deutschland ihre Liebe zur Natur wachgeküsst hat, könnte man meinen, sie hätte sich das gerade ausgedacht. Darin besteht nicht zuletzt ihre Kunst: Sie schafft es singend und spielend glaubwürdig und natürlich zu wirken, mit einer Leichtigkeit, die germanischstämmigen Entertainern in der Regel abgeht. Zum Beispiel einem wie Florian Silbereisen, bei dessen Volksmusik-Sendung sie ihren ersten Schlager intonierte.

Auch gar köstlich: das Liebeslieder-Medley, in dessen Verlauf sie laut weinend auf den Boden sinkt. Am Flügel begleitet von Marian Lux, dem „very sympathischen“ Komponisten, der nicht nur mit ihr im Duett singt, sondern auch als Sidekick eine wichtige Rolle spielt – und vom Klavierhocker fällt. Herrlich.

©2014 BonMoT-Berlin
Fotos: HP Anna Mateur | Gayle Tufts: Katja Renner

Alle liveundlustig-Beiträge zu Anna Mateur – Homepage Anna Mateur – alle liveundlustig-Beiträge zu Gayle Tufts – Homepage Gayle Tufts

Homepage Köln Comedy-Festival mit allen Terminen und weiteren Informationen

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..