„Kopfkino“ – glasklar und erfrischend
von Marianne Kolarik
KÖLN – Er hat gerade den Jury- und den Publikumspreis bei der Vorentscheidung von „Kabarett & Co“, dem von der HypoVereinsbank im Rahmen von „Jugend Kulturell“ ausgelobten Wettbewerb gewonnen und stellte nun im Senftöpfchen-Theater sein zweites Soloprogramm namens „Kopfkino“ in jeder Hinsicht überzeugend auf die Bühnenbeine.
Der 30Jährige besitzt tatsächlich alles, was einen guten Kabarettisten ausmacht: seine Pointen sind unverbraucht, überraschend und originell. Wobei die Basis seines Talents zweifelsohne seine stupende Musikalität ist: sei es als Mann am Klavier oder als Wortkabarettist, der die Sprache wie ein Instrument beherrscht und mit spielerischer Intuition einsetzt. Keine Frage, der 1984 in Köln geborene Künstler dürfte bald zu den gefragtesten seines Genres werden. Um das vorherzusagen, muss man nicht Kassandra heißen.
Eigentlich solle man ja nur über das sprechen, wovon man wirklich Ahnung hat, meint Zingsheim – in seinem Fall seien das trinkbare Rotweine. Als Musikwissenschaftler und Philosoph weiß er allerdings auch sonst noch eine ganze Menge und kann Dinge und Menschen miteinander vergleichen, Helmut Schmidt als die Anna Netrebko der Sozialdemokraten outen, tanzbare Revolutionen anzetteln und Herman van Veen mit Klaus Kinski konfrontieren. Bildung bedeute, Ressentiments gegen die Unterschicht zu entwickeln – wobei in dem Zusammenhang seine Idee, Museumsbesucher in eine Herde Hooligans zu verwandeln, äußerst reizvoll ist.
Es gibt eine ergebnisoffene Impro-Runde und Studien in Veganismus, dabei sei es gar nicht so einfach, komplett fleischlos rum zu talken, Ernährungstipps und Berichte aus dem Kinderzimmer („Wir wären gerne – wie viele anderen Eltern auch – alleinerziehend“) und die Empfehlung, das Zauberwort Gonkwrömm zu googeln. Zingsheims Gedankenströme gleichen sprudelnden Quellen, die seinem Kopf entspringen, glasklar und erfrischend. Die Frage, was man vom Denken denkt, wird hier plausibel beantwortet: wovon man nicht schweigen kann, darüber muss man sprechen.
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Foto: Alessandro de Matteis
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