Nightwash Talent Award beim
24. Köln Comedy Festival 2014
von Marianne Kolarik
KÖLN – „It’s great“, kräht mein kleiner gelber SpongeBob, wenn ich ihn in die Luft werfe. Auch Lena Liebkind aus Frankfurt, die Gewinnerin des Nightwash Talent Award 2014, springt vor Freude in die Höhe, als sie den Preis von Luke Mockridge überreicht bekommt.
Die einzige Frau in der Runde aus acht Nachwuchs-Comedians hat das Rennen gemacht – und zwar mit einem Riesenabstand, so der Moderator.
Dicht gedrängt sitzen rund 200 junge Menschen im Eco Express zwischen und auf Waschmaschinen, Trocknern und Holzbänken. Viele mit einer Flasche Bier in der Hand. An der Wand hängt ein Bildschirm, auf dem Sportler zu sehen sind, die herumturnen. Die Tür zur Straße bleibt während der Veranstaltung weit geöffnet, so dass auch Zaungäste einen Einblick in die unterschiedlich lustigen Darbietungen erhalten.
Falk Schug zum Beispiel ist ein sympathischer junger Mann mit einem Teddy-Kopf auf dem T-Shirt, „voll fashioned“ fänden das die Frauen, erzählt er und kramt in der weiblichen Räucherstäbchen-Kiste. James Allan wiederum brüstet sich ein bisschen zu sehr mit seiner dunklen Hautfarbe und liefert eine Reihe altbekannter Vorurteile. Pfiffiger ist da schon Stefan Danziger, ein aus Berlin kommender Stadtführer, der prima Ideen hat. Zum Beispiel Homophobe besser als große dumme Arschlöcher zu bezeichnen.
Den zweiten Platz – er teilt sich ihn mit Sertac Mutlu – gewinnt das „Omegamännchen“ Matthias Ningel, der mit großen Augen in die Welt blickt, die vor Alphatieren nur so wimmelt. Grund genug, eine Lanze für die Schüchternen und Linkischen zu brechen, also all jene, deren Ellbogen unterentwickelt sind. Er kann einem schon ein bisschen leid tun, wie er da steht, ein Handtuch von einem großen Jungen – um kurz darauf in die Tasten zu hauen, dass es nur so kracht.

Lena Liebkind wiederum hat das Publikum von der ersten Sekunde an im Griff: sie besitzt das notwendige Quäntchen Rampensau, verbunden mit Witz, Selbstironie und intelligenten Texten.
Zwar sind ihre Visionen vom Leben in einem Altersheim der fernen Zukunft zwar nicht unbedingt neu. Gleichwohl entwickelt sie die Vorstellung von getunten Rollatoren und aus der Fassung geratenen Arschgeweihen konsequent und pfiffig.
Noch ganz viel lernen muss dagegen der Lehrersohn Basti Bielendorfer aus Gelsenkirchen, wenn er wirklich vorhat, auf den Kleinkunstbühnen der Republik zu reüssieren. Eher davon abraten möchte man Thomas Schwieger, der sich und sein Fliegengewicht ins Zentrum seiner spöttischen Betrachtungen stellt. Dass die eigene Figur durchaus als Gag herhalten kann, beweist Mutlu, indem er sich wirklich über seine Rundungen lustig macht. Der knuffige Sonnenschein unter den türkischstämmigen Comedians nimmt nicht nur Dönerbuden-Verkäufer auf den Arm, sondern kann auch andere sprachliche Eigenheiten parodieren.
Keine Frage: Luke Mockridge ist der perfekte Gastgeber, er lockt die Zuschauer aus der Reserve, singt, parliert und improvisiert wie ein Weltmeister und schafft damit eine entspannte Atmosphäre, die den Abend zusammenhält. Ach ja, auch die Bierflaschen werden nicht umsonst geleert: im Anschluss an die Vorstellung im Kölner Stadtteil namens Zollstock kommen sie einem guten Zweck zugute: eine eigens dafür abgestellte ältere Dame sammelt sie ein und lässt den Erlös einem guten Zweck zukommen.
© 2014 BonMoT-Berlin
Foto: HP PR Lena Liebkind
Homepage Lena Liebkind mit allen weiteren Infos – Homepage Nightwash – Homepage Köln Comedy-Festival
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Nightwash Award 2014