BrainShake – Kolumne von Rainer Ernst

Mr. Rainer Ernsts Kolumne25 Jahre Mauerfall – Fakten und bisschen gemogelt

von Rainer Ernst

Guten Abend die Damen, die Herren,

ich war Jahrzehnte lang Barmann, stamme noch aus dem alten Jahrtausend. Und was erwarten Sie von ihrem Barmann? Klar – er ist freundlich, adrett, charmant, zuvorkommend, aufmerksam und sowieso kann er alle Wünsche von den Augen ablesen. Und das Wichtigste: Feine Drinks und Verschwiegenheit. So sind die Barmänner, alle und überall. – Gut, nicht überall. Gut, nicht alle – also ich nicht!

Gäste sind ja wie Berlin, man liebt es, man hasst es, und es hat tausend dunkle Ecken, an denen nicht Nachvollziehbares passiert und ist immer zu laut! Übrigens die Kriminalitätsrate von Washington D.C. ist besser als die von Berlin. Berlin hat nur arabische, türkische und kroatische pubertierende Kinder und ohne Ende sozialisierte Schwaben – vor denen habe ich aber auch richtig Angst. So pubertierende Kids, die machen mal ’nen orangen Mülleimer kaputt, klauen bei H&M Klamotten oder stecken schlimmstenfalls mal ein Auto an. Aber die Schwaben, die kaufen jedes Wohnklo mit Omas fälligen Bausparer auf, versauen die Mietpreise und wählen dann noch Grün. Aber wir wissen ja, schon seit Entstehung dieser Partei waren die Grünen immer etwas radikal. Die Turnschuhe vom Fischer im Bundestag – ein Skandal. Atomkraft? Nein danke! Aber das aus sowas sowas wird, nee pfui! Alte Säcke, die sich an Minderjährigen … – also Pädophile sind voll okay. Da hätte man schon aufmerksam werden sollen, so wie der BND bei der NSA, und dann – Krieg in Absurdistan, nicht ohne unsere Bundeswehr… – pfui, pfui, pfui. Ach, was rege ich mich eigentlich über solche veralteten Bagatellen auf. Solange Deutschland eine Verteidigungsministerin hat und keine Kriegsministerin, die nicht merkt, dass das Einsatzgerät schrottreif ist und unsere Waffenlobby doch vorwiegend Limousinen baut, ist alles gut. Da können wir in Ruhe weiter Kochsendungen schauen.

 

 

25 Jahre Mauerfall, daran werden wir gemessen. Wie schön wir die Mauer nachgebaut hatten mit Luftballons aus Kautschuk, bio-kompatibel. Haben Sie es gesehen? Waren Sie dort? Ich war da. Und wissen Sie, wo? Nee, nee, nicht bei den Hooligans am Brandenburger Tor – bei Axels Hochhaus – hier: Springer Verlag. Beim alten Klassenfeind. Ich kam von der Rudi-Dutschke-Straße, bog am Ende in die Axel-Springer-Straße und lief bis zur Ecke Zimmerstraße, da gab’s die Wohnungen ohne Aussicht – früher! Und dort, genau auf der Verkehrsinsel mit Tausenden vom Volk, da standen wir. Touristen aus Japan, USA, China und Russland waren mit alten Hippies, Anarchos, Wessis und Ossis total friedlich – mit Kindern sogar – dort und warteten, dass die Ballons in den Himmel der Freiheit stiegen.

Und dann geschah es! Eine der Ausländerinnen, die die schöne lockere Atmosphäre total überschätzt hatte, trat von der Verkehrsinsel runter auf die Fahrbahn. „Betreten Sie nicht die Fahrbahn, Sie begeben sich in Lebensgefahr!“ tönte es plötzlich knarrend aus dem Dachlautsprecher des Polizeifahrzeugs. Ich und noch einige warfen sich gleich zu Boden und erwarteten die Gewehrsalven von Osten her. Kamen aber nicht. Stattdessen hörten wir ein Lachen und sahen, wie sich der Vollpfosten am Mikro eins abfeixte. Aber das Volk reagierte, unter nörgelndem Protest betrat niemand mehr die Fahrbahn. Da wusste ich, der Osten braucht keine Mauer mehr, der Osten hat gewonnen. Wäre das Volk damals so drauf gewesen, hätten wir uns diese immensen Kosten für Luftballonhalter sparen können.

Die weißen Friedensballons verflüchtigten sich und mit ihnen auch die Leute. Am voll abgesicherten Springer-Parkplatz durften wir dann noch als Augenzeugen eines speziellen zwischenmenschlichen, politisch nicht ganz korrekten Schauspiels am Rande beiwohnen. Mit Ludwigshafener Kennzeichen war ein verdunkelter Mercedes SUV auf das mit hydraulischen Pollern gesicherte Areal vorgefahren. Jawohl, der Einheitskanzler begab sich zu einem Stelldichein bei der Springer-Presse-Party mit lauter Vertretern aus Wirtschaft, Industrie und Wirtschaft. Dann tauchte unser Präsident Herr Gauck auf, und ein Bediensteter brachte einen Rollstuhl. Herr Kohl wurde in selbigen drapiert und dann übernahm unser bekanntester Ostpfarrer die Rolle des Pflegers und schob die Oggersheimer Birne über den Roten Teppich vor einer Berliner ‚Original‘-Mauer-Kulisse, vorbei an ausgewählten Springer-Fotografen, Bild-Zeitungs-Journalisten, halt dieser gekauften Paparazzi-Meute, die nun emsig die gefakte Situation aufnahm.

Ja, ja, in den schwarzen Ecken Berlins passieren schon Kuriositäten – aber die sind so was von harmonisch, geradezu harmlos. Also nehmt es leicht oder noch einen Drink.

Shake it well – Rainer Ernst

 

 

 

© 2014 BonMoT-Berlin
Fotos & Video: W/M BonMoT-Berlin

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