Ein Blick aus dem Fenster genügt, um zu wissen, dass sie begonnen hat: die gefährlichste Zeit des Jahres. Niemand ist mehr sicher vor Nähe und Infekt. Anders als im Sommer hocken die Menschen zu oft zu dicht aufeinander. Denn bei diesem Wetter wird nicht nur kein Hund vor die Tür gejagt, sondern auch weder Gattin noch Gemahl, weshalb es gerade in der nassen Jahreszeit draußen wie drinnen schnell ungemütlich werden kann.
Dafür gibt es zwei Ursachen: Mann und Frau. Im Herbst nimmt die Zahl der Einbrüche und Wildunfälle zu, es steigt aber auch das Risiko, sich zu erkälten. Frauen schalten im Ernstfall einen Gang runter, Männer legen sich zum Sterben. Husten, Schnupfen, Weinerlichkeit heißt das dann, und warm anziehen kann sich, wer sie nicht ernst nimmt in ihrem Leid. Unterschiedliche Auffassungen über Pflegestufe und Überlebenschancen bei grippalen Infekten sind oft Auslöser für Beziehungskrisen – neben innerhäuslicher Kommunikationsverweigerung und Definitionsdissonanzen in Sachen Ordnungssinn.
Nun muss man es nicht gleich so verschnupft sehen wie Udo Jürgens in seinem Männer-Problem-Lied: „Treulos, vorlaut und auch noch bequem./ Doch die Frauen lieben ihn trotzdem.“ Im Gegenteil, es wird Zeit, Abbitte zu leisten. Der Mann kann nämlich nichts dafür. Schuld sind Gene, die mit dem Sexualhormon Testosteron reagieren. Das macht, dass Männer tatsächlich stärker leiden. Das weibliche Immunsystem bildet, neueste Untersuchungen beweisen es, deutlich schneller und mehr Antikörper. Allerdings: Erklären Gene und Hormone nicht eigentlich alles?
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