Stumm in Venedig – Kolumne von Janina Fleischer

Janinas Glosse - design cwankaVenedig hat viele Probleme. Wasser zum Beispiel. Viel zu viel und überall. Oder Tauben. Viel zu viele und erst recht auf dem Markusplatz. Oder Kriminalität. Viel zu tödlich, glaubt man Donna Leon. Aus all diesen Problemen hat Venedig eine Marketingstrategie entwickelt, die jährlich etwa 27 Millionen Touristen in die Stadt lockt. Viel zu viele und vor allem viel zu laut.

Womit ein viertes Problem im Raum steht beziehungsweise, noch schlimmer, durch die Gassen und über Brücken gezogen wird: der Rollkoffer. Rollkoffer machen Lärm und gefährden das historische Pflaster der Hauptstadt aller Romantiker, wo Ehen nicht nur angebahnt, sondern gern auch geschlossen werden. Dagegen gehen die Behörden jetzt vor.

Nicht gegen Ehen, gegen Lärm. Ab 2015 soll Gepäck mit Plasterädern verboten werden. Erlaubt sind Modelle mit leisen Gummirollen oder luftgefüllten Rädern. Ansonsten drohen 500 Euro Bußgeld. Wer auf Plasteräder nicht verzichten, aber auch nicht zahlen will, muss heben, schleppen, schieben.

Oder zurück zu den Wurzeln. Womit nicht der klassische Gepäckträger gemeint ist, wir leben schließlich im Europa des 21. Jahrhunderts, und da darf es ruhig auch eine Gepäckträgerin sein. Vielmehr wird der Trend wieder zum Rucksack gehen. Venedig als Hauptstadt der Backpacker.

Dann wird es leise, aber eng in den Gassen, weshalb Trekkingrucksäcke im Gedränge an den historischen Fassaden kratzen würden. Erlaubt sind in Zukunft City-Modelle bis zu einem Volumen von 30 Litern, am besten mit Luft gefüllt. Alles Größere wäre ein Problem. Und davon hat Venedig schon genug.

© 2015 BonMoT-Berlin

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..