Preisverleihung im Juli in München
MÜNCHEN – Zum 17. Mal verleiht der Bayerische Rundfunk gemeinsam mit dem Münchner Lustspielhaus in diesem Jahr den „Bayerischen Kabarettpreis“. Die Preise werden am Montag, 20. Juli 2015, im Münchner Lustspielhaus überreicht und am Freitag, 24. Juli 2015, sendet das Bayerische Fernsehen die Aufzeichnung der Preisverleihung.
Als Moderatorin führt Luise Kinseher durch den Abend, die 2014 mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde.
Hier die Begründungen der Jury:
„Der Münchner Kabarettist Helmut Schleich ist eine der markantesten Größen der deutschsprachigen Kabarett-Landschaft. Seit über 30 Jahren kreiert er lebensechte, legendäre Bühnenfiguren wie den asthmatischen Stammtischbruder Heinzi (aus dem Bayern1-Duo ‚Heinzi & Kurti‘), den Alt-Künstler mit Attitüde Heinrich von Horchen oder den verschwörerischen Kult-Reporter Hapflinger Sepp aus der Sendung ‚SchleichFernsehen‘.
Aber auch echte Personen sind vor seiner Verwandlungskunst nicht sicher: Er parodiert meisterhaft Bundespräsident Joachim Gauck, den emeritierten Papst Benedikt XVI., Uli Hoeneß, Angela Merkel oder Franz Josef Strauß, dessen Darstellung mittlerweile Kultstatus genießt.
Mit seinem Typenkabarett ergründet Helmut Schleich die bayerische Volksseele, mit seinen Parodien gewährt er phantastische Einblicke in den Mythos der Mächtigen, entlarvt große Worte als kleinbürgerliche Haltung und versteht es immer wieder zu überraschen: Sein Franz Josef Strauß outet sich im aktuellen Bühnenprogramm bitterböse und posthum als bayerischer Maulheld und das großspurige ‚Mia san mia‘ als lautes Pfeifen im Walde. Große Leichtigkeit, brillante Spielfreude und eine faszinierende Verwandlungsfähigkeit zeichnen Helmut Schleichs Kunst aus. Ob mit intelligenten Pointen oder groteskem Unfug – immer verdreht, schräg und anarchisch gelingt es ihm treffsicher kraftvoll-komische Bilder zu zeichnen.“
Homepage Helmut Schleich – Tourplan – Liveundlustig-Kritik
„Als sich Thomas Pigor und Benedikt Eichhorn 1995 aufmachten, die Kabarettbühnen musikalisch zu erobern, vereinten sich zwei Genies zu einem Duo, das süchtig macht. Heute, 20 Jahre und acht gemeinsame Programme später, begeistern sie noch immer mit musikalischer Genialität und bitterbösen satirischen Texten. An ‚Pigor singt, Benedikt Eichhorn muss begleiten‘, wie das Ensemble im Original heißt, kommt der Kabarettfan nicht vorbei.
Wenn Thomas Pigor sein rollendes R in die Mikrofone presst, nebenbei Benedikt Eichhorn am Klavier beleidigt und mit stoischer Miene Gedanken von Heidegger oder die Wartezeiten an der Wursttheke besingt, wenn sich die beiden Herren auf der Bühne bekriegen, sich mit- und aneinander messen, um dabei immer wieder Benedikt Eichhorn verlieren zu lassen, dann liegt ihnen das Publikum zu Füßen.
Mit dem Sexappeal einer spätpubertären Boygroup marschieren sie mit beeindruckender Eleganz durch alle Genres der Musik und verstehen es dabei, präzise und pointiert bösartige Sätze auf liebliche Melodien zu texten, um den Zuschauer und Hörer gekonnt vor den Kopf zu stoßen. Thomas Pigor, der Prinzregent des Chansons, und Benedikt Eichhorn, der Manuel Andrack des Klavierspiels – in der Summe: das Duo furioso des Musikkabaretts.“
Homepage Pigor & Eichhorn – Tourplan – Liveundlustig über Pigor & Eichhorn
Senkrechtstarter-Preis: Abdelkarim
„Gesellschaftliche Ängste und Tabus auf den Punkt bringen – das ist die Devise von Abdelkarim. Dabei verliert er sich nicht in gängigen Klischees, sondern trifft mit seinen Pointen den Kern unserer multikulturellen Gesellschaft. Sein Blick auf die Welt offenbart die Massenperspektive und gleichzeitig die Sicht des Außenseiters.
In seinem Solo-Programm ‚Zwischen Ghetto und Germanen‘ präsentiert der deutsch-marokkanische Bielefelder nicht nur die Lebenswirklichkeit der gefürchteten Parallelgesellschaften, sondern auch deren Humor.
Das bunte Publikum in seiner Sendung ‚StandUpMigranten‘ weiß dies zu schätzen. Abdelkarim beschreibt meist eigenwillige Figuren und schöpft dabei aus der ganzen Bandbreite der Emotionen: Furcht und Verständnis liegen bei ihm immer ganz nah beieinander, so dass dem Zuschauer das ausgelassene Lachen schon im nächsten Moment im Halse stecken bleibt.
Der Sprung vom Gemeinplatz zur individuellen Lebenserfahrung gelingt ihm mit erstaunlicher Leichtigkeit, oft bereits mit einem Halbsatz. Abdelkarims Stimme öffnet und bereichert die deutsche Kabarett-Landschaft!“
Homepage Abdelkarim – Tourplan – Liveundlustig-Kritik
„Diese Frau hat Kabarett-Geschichte geschrieben: Als Spross der berühmten Künstlerdynastie Fitz startete Lisa Fitz ihre Karriere als Schauspielerin und Moderatorin der ‚Bayerischen Hitparade‘, damals in den 70ern noch resch im Dirndl. Doch bald schon bewegte sie sich mit satirischen Liedtexten in die Richtung, die ihr vorherbestimmt schien. 1983 stand sie mit ihrem ersten Kabarettprogramm auf der Bühne – als erste Frau in Deutschland mit eigenen Texten.
Sie polarisierte mit Titeln wie ‚Die heilige Hur‘, ‚Heil‘ oder ‚Ladyboss‘, sie provozierte das Establishment mit ihrem offensiven, manchmal aggressiven Auftreten und Eintreten für Themen, die ihr wichtig waren und bis heute sind: Glaube, Emanzipation und Altern. So wurde sie zum Inbegriff selbstbewusster und intelligenter Weiblichkeit.
Dem Risiko, Widerstand zu erregen und anzuecken, setzt sie sich stets aufs Neue aus – bewusst und streitbar zeigt sie ihre Lust, sich auseinanderzusetzen. Ihre Gesellschaftsanalyse ist mal historisch und mal aktuell, mal bitter und mal leicht, mal derb und mal poetisch, aber immer politisch – und immer getragen von tiefer Überzeugung. Ihr aktuelles Programm (in dem sie augenzwinkernd zum Dirndl zurückkehrt) heißt ‚Mut‘ – und dieser Titel ist Programm für ihr gesamtes Schaffen: Lisa Fitz macht Mut zum Selber-Denken und dazu, für die daraus gewonnene Haltung einzutreten.“
© 2015 BonMoT-Berlin
Fotos- Trophäe: Ralf Wilschewsk | Helmut Schleich: Martina Bogdahn | Pigor & Eichhorn: Yannik Perrin |
Abdelkarim: Guido Schröder | Lisa Fitz: Lena Busch
Homepage Bayerischer Rundfunk