Der Tweed ist ein Fluss, er trennt England von Schottland. Es ließe sich auch sagen, dass er beide verbinde. Bei Grenzen ist das manchmal fließend. Theodor Fontane hat die Gegend bereist und der Nachwelt seinen Bericht hinterlassen. 1860 war das, „Jenseit des Tweed“ heißt er. Jenseit – ohne s.
Tweet ist ein Wort aus dem Englischen und bezeichnet eine Mitteilung, die bei Twitter veröffentlicht wird. Sie trennt den Absender von der Welt oder verbindet beide; fließend auch das.
Der erste Tweet wurde 2006 getippt, Fontane hat es nicht mehr erlebt. Als der Schriftsteller 1898 diese Welt verließ, war der Königskleidervogel gerade ausgestorben und das Polonium entdeckt worden. Vom Internet wusste man nichts. Heute weiß mancher nichts von Fontane, weshalb es gut ist, dass sein Werk im Internet vorrätig gehalten wird. So können wir – ohne vom Schreibtisch aufzustehen -, aus „Jenseit des Tweed“ zitieren, einem Literatur gewordenen Selfie mit Landschaft: „Freund B., wie gewöhnlich, nahm sein Skizzenbuch aus der Tasche, um, seinem Gedächtnis bescheiden mißtrauend, das schöne Bild in Linien und Strichen festzuhalten.“
Dass nun Tausende persönliche Schreiben und Dokumente Fontanes für das digitale Gedächtnis aufbereitet werden, nimmt Hanna Delf von Wolzogen, Leiterin des Potsdamer Fontane-Archivs, zum Anlass für die Mitteilung: „Bei Facebook und Twitter wäre er dabei gewesen.“ Klar, und er hätte sein Blog „Mit Navi durch Brandenburg“ genannt. „Herr von Ribbeck“ hieße eine Gewinnspiel-Seite, John Maynards Horrorfahrt wäre ein Youtube-Renner. Fontane könnte „Effi“ googeln…
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