Rembrandt hat es getan. Auch Dürer. Van Gogh natürlich. Sie haben sich porträtiert, mal mehr, mal weniger originalgetreu. Die Selbstbildnisse hängen heute in Museen. Auch von Nichtkünstlern gibt es Brustbilder, und auch sie ähneln sich mal mehr, mal weniger.
Wer bestimmen will, welches Bild der Nachwelt von ihm bleibt, legt selbst Hand an. Da aber nicht jeder mit der Begabung gesegnet ist, einen Pinsel so zu führen, das im Ergebnis Kunst entsteht (oder Vergleichbares), wurde der Fotoapparat erfunden. Mussten die Modelle zu Beginn noch einen halben Tag stillhalten, um Unschärfen zu vermeiden, geht das heutzutage im Vorübergehen. Entsprechend sieht es zwar auch aus, doch ist ja nicht für die Ewigkeit.
Das bleibt zumindest zu hoffen. Und die Frage drängt sich auf, ob Menschen, die zur notorischen Selbstablichtung neigen, sich im Grunde für besonders sterblich halten – und darum beizeiten dokumentieren. Oder ob sie von einer außerordentlichen Unsterblichkeit ausgehen, die nach Ikonen verlangt, mögen sie auch ästhetisch aus dem Rahmen fallen.
Hin wie her – das sogenannte Selfie ist selbstverständlich und nicht mehr wegzudenken aus der zeitgenössischen Selbstdarstellung. Darum nimmt sich nun das Leipziger Museum der bildenden Künste selbst dieser Sache an und lädt Selbstauslöser zum Selfie-Kurs. Für mehr Qualität und Aussagekraft der selbstbestimmten Bildnisse vom Selbst. Konkret geht es im Workshop um die Arbeit mit der Selfie-Stange. Das Beste, was sich über diese Art Armverlängerung sagen lässt, ist die erzwungene Distanz des Ich zum Smartphone-Selbst. Sie könnte guttun.
© 2015 BonMoT-Berlin