Der argentinischer Zeichner Guillermo Mordillo überrascht. Das gehört zum Berufsbild, denn Mordillo ist Humorist. Und dass er jetzt im Karikaturenmuseum in Krems ausstellt, das liegt in Österreich, nimmt er zum Anlass für eine seltsame Forderung: „Jede größere Stadt sollte ein Museum für Humor haben.“ Gehören Sticheleien schon in Vitrinen, bewacht und alle 14 Tage abgestaubt?
Humor ist eine ernste Angelegenheit. Das war im Grunde immer so. Weil der Narr, und nicht nur der, mit seinen Späßen demaskiert. Und weil der König, der vor allem, ungern Gesicht zeigt, derweil er so im Volk herumgeht. Doch dieser Biss ist zahnlos geworden. Lange her, dass eine Macht ganz offiziell den Mund verbot. Vor dem Mauerfall noch war das, als ein Staatssender einem Satiriker den Saft abdrehte: der Bayerische Rundfunk zum Beispiel, und zwar dem Dieter Hildebrandt. Heutzutage kappen Kommissionen rechtzeitig die Spitzen. Das Argument dafür heißt: Publikumsgeschmack.
Wovon wir reden, wenn wir von Humor, Satire, Komik reden, ist unscharf geworden. Und nein, nicht die Comedians sind schuld, mit denen RTL & Co. den Lachverständigen die sich aufrollenden Fußnägel bunt malen. Es liegt wohl eher an Genügsamkeit. Die Frage nämlich, hat Christoph Sieber gerade bei der Verleihung des Kleinkunstpreises gesagt, ist nicht, was die Satire darf, die Frage ist: Was muss Satire? „Weil: Humor ist das, was uns von den Extremisten unterscheidet, Leute.“ Mordillo sagt, Humor, das ist „die Zärtlichkeit der Angst“.
Humor von gestern ist Geschichte, Humor von heute Zeitgeschehen. Der von morgen liegt noch auf der Straße.
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