Sie treiben uns vor sich her: die Errungenschaften der Unterhaltungselektronik, die das Leben erleichtern sollen, was es schwerer macht, sich darin selbst zurechtzufinden. Schon sitzen ältere Menschen um eine Lagerfeuer-App und seufzen: „Weißt du noch…“
Weißt du noch, damals, als Mobiltelefone so groß wie kleine Koffer waren? Jemand erinnert sich, dass Funkgespräche plötzlich aus dem Radio im Nachbargarten schallten. Und niemand dachte: „NSA!“ Damals. Als Kühlschränke sich noch nicht selbst überwachten.
Man muss nicht gleich in jeden Apple beißen, kann sich aber trotzdem kaum entziehen. Nur wer nicht auch längst via Skype Kontakt zur Oma pflegt, mag lachen über das, was jetzt dem Edward Snowden widerfuhr.
Snowden, Google erinnert sich für uns, ist der, der mal was mit Geheimdiensten gemacht hat. Für so etwas gibt’s Unterschlupf in Russland und beinahe einen Friedensnobelpreis. Snowden jedenfalls nimmt momentan nur am Bildschirm am Weltgeschehen teil, auch an Konferenzen wie der Londoner „FutureFest“. Da geriet plötzlich – quasi aus Nachbars Garten – ein Mann ins Bild, der dort nicht hingehörte. „Ich sehe einen Typen im Bett“, sagte Snowden. Mehr hat er nicht verraten. Als der Fremde zu reden begann, flog er aus der Leitung. Kurz darauf unterbrach ein anderer Gast mit herzhaftem „Holy Shit“ die Videokonferenz. Auch dieser Flitzer wurde flugs vom Platz gestellt.
Dabei wollten die beiden nur im „Hangout“-Chat die Errungenschaften der Technik genießen. Doch es gibt kein richtiges Reden im falschen Chat. So ist die Welt, und so wird sie bleiben.
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