Ein weites Fell – Kolumne von Janina Fleischer

Janinas Glosse - design cwankaBerlin hat Bären, Leipzig Löwen, und Bremen ist mit den Stadtmusikanten geradezu tierreich. Hunde sind eher selten symbolhaft mit Städten oder gar Ländern verbunden. Brandenburg hat sich jetzt in Erinnerung an den großen Loriot kleine Waldmöpse zugelegt. Die sind aber nur aus Bronze. Ganz im Gegensatz zu den Bernhardinern, mit denen sich Touristen so gern vor der Kulisse des Matterhorns fotografieren lassen. Die sind aus Hund, das ist ein Problem.

Für alle, die solch ein Foto noch nicht vorweisen können: Lustige Aufnahmen werden noch lustiger, wenn der Bernhardiner ein Schnapsfass um den Hals hängen hat. Das aber entspricht – anders als beim lustigen Touristen – nicht der artgerechten Haltung. Und obwohl der Bernhardiner zu den Schweizer Bergen gehört wie das Schwarzgeldkonto zum Steuerparadies, hat die Gemeinde Zermatt nun auf Tierschützer gehört und verfügt, dass auf Aussichtsplätzen, auf dem Gornergrat etwa oder auch auf dem Sunnegga, keine Hunde mehr fürs Motiv zur Verfügung stehen.

Nun will die Gemeinde Zermatt aber den Touristen nicht die Laune verderben. Als Alternative zum zu schützenden Bernhardiner wird für Urlaubsfotos ein vergleichsweise ungeschützter Einsatz von Alphornbläsern erwogen. Wie bekommt man vier bis neunzehn breit aufgestellte Blasgesellen, Matterhorn und Mutti mit Schnapsfass um den Hals auf ein Bild? Das wird nicht einfach. Deshalb ist auch von Menschen in Bernhardiner-Kostümen die Rede. Das irritiert. Denn der Bernhardiner ist, wie Wikipedia lobt, „sehr sanftmütig und liebevoll, sogar mit Fremden“. Was wiederum nicht allen Schweizern nachgesagt wird.

 

© 2015 BonMoT-Berlin

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