Eher nicht – Glosse von Janina Fleischer

Janinas Glosse - design cwankaDie Ehe ist in aller Munde. Nicht zuletzt, weil eine Frist gerade abgelaufen ist: Am 31. Mai war die Einkommensteuererklärung fällig. Stets ein schöner Moment, sich der Vorzüge gemeinsamer Veranlagung zu erinnern. Steuerrechtlich gesehen, nicht sexuell. Gleichwohl im Moment eine „Ehe für alle“ die Koalitionspartner scheidet.

Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) fürchtet sich nicht nur vor einer „Heirat unter engen Verwandten“ sondern auch „von mehr als zwei Menschen“. Gewiss wegen des dann noch längeren Familiennamens. Wovon mal wieder niemand spricht, ist die sogenannte Solo-Ehe.

11,6 Millionen Menschen in Deutschland leben als Single. Das heißt, sie teilen hin und wieder mal das Bett, einige sogar den Zahnputzbecher, vor Gott und dem Finanzamt aber gelten sie als alleinlebend. Mit dem „Single-Award“ soll diese „größte gesellschaftliche Gruppe“ ins Blickfeld gerückt werden, vor allem als Zielgruppe. Für Reiseveranstalter zum Beispiel, Kontakt-Vermittlungen und Lifestyle-Verlockungen. Das zumindest sind die Gewinner.

Es gibt sogar ein „Manifest“ zum Award. Dessen Argumentations-Kern: „Zum Glück führen viele Wege zum Glück.“ Die Botschaft: Eine Single ist zwar kein Doppelalbum, ein Single aber deshalb noch lange kein halber Mensch. Schon kann sich jeder zweite Erwachsene vorstellen, in einem Mehrgenerationenhaus oder einer Senioren-WG die letzte Party zu feiern. Auf Friedhöfen in Essen und bei Koblenz können ab kommender Woche erstmals Mensch und Miez und Hamster ein Urnengrab teilen. Nennen wir es: Ehe danach.

© 2015 BonMoT-Berlin

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