Dieter Hallervorden wird heute 80 Jahre alt
von Harald Pfeifer
Er ist der Kabarettist in der Republik, dessen Brettl für viele der Bildschirm ist und umschreiben kann man seine Spielart: durchgeknallt, mit weitaus ernsterem Anliegen.
Dieter Hallervorden war und ist immer für eine Überraschung gut. Sein Platz war bislang in entscheidenden Momenten immer zwischen den Stühlen. Deshalb war den einen seine Ernsthaftigkeit zu lustig, und sein Spaß den anderen einfach zu ernsthaft.
Hallervorden war kaum dreißig Jahre alt, da war er bereits mit dem SFB in den Clinch geraten, weil er sich den Mund nicht verbieten lassen wollte. Fünf Jahre hatte daraufhin die Anstalt ihn und die Wühlmäuse gemieden, aber dann ging es richtig los. Im NDR, ZDF und schließlich im SDR. Vielen ist er erstmals als Stimme von Marty Feldmann aufgefallen.
Als Dieter Hallervorden dann selbst auf dem Bildschirm bei „Nonstop Nonsens“ zu sehen war, nahm man ihn wie einen alten Bekannten. In dieser Serie im SDR entstand auch die Ulknudel Didi. Verrückt wie eine heutige Comedy, er aber nennt das lieber Slapstick. Und der ist eher gekennzeichnet durch derbe Tragik und weniger durch kesse Frechheiten und Schadenfreude.
Als Didi durchlebte Hallervorden dann erfolgreich, auch etwas inflationär, die 80er Jahre, also das Jahrzehnt, das durch Hochrüstung und Friedensdemonstrationen gekennzeichnet war. Didi war der Star von 10 Filmen, wobei manch einer – wie „Der Experte“ – besser war als sein Ruf. Da wurde kein Unterschied gemacht. Didi und Hallervorden waren eins. Und davon wollte der prominente Kabarettist mit Dessauer Wurzeln weg, aber der Filmverleih bestand auf diesem Markenzeichen, so dass Didi für Hallervorden zum Fluch wurde. Genau genommen aber auch zum Segen. Freilich wurde er so betrachtet als ulkendes Leichtgewicht angesehen, andererseits hatte er mit Didi gutes Geld verdient. Davon hat er sich seine Insel vor der bretonischen Küste in Frankreich gekauft.

1990 war´s dann ohne Wenn und Aber vorbei mit Didi. Und das genau in dem Moment, in dem das Jahrzehnt der Comedy deutscher Prägung bevor stand. Und Dieter Hallervorden widmete sich wieder dem politischen Kabarett. Bei Sat1 mit der „Spottschau“ und danach bei der ARD mit „Spott-Light“. Zusammen mit dem Fachmann als Kabarettist und Autor Frank Lüdecke. Das war zwischen 1990 und der Jahrtausendwende die einzige nennenswerte politische Kabarettsendung neben dem Scheibenwischer. Zu nennen ist auch die Familienkomödie „Zebralla“, die Frank Lüdecke geschrieben hat und in ihr neben Hallervorden gespielt.
Die Kabarettspielart von Hallervorden kann man als Klamotte beschreiben, mit der der politische Alltag ins Absurde geführt wird. Die Vorliebe zum Slapstick ist immer zu erkennen. Und in dieser Art geht er politischen Fragen nach, ohne sich dabei lediglich in der satirischen Mitte zu bewegen. Ein Analytiker ist er allerdings nicht. Dafür ist Hallervorden zu sehr Bühnenmensch und eben Schauspieler. Für ihn ist eine Form, die dem Zuschauer Probleme näher bringt und plausibel macht, von grundlegender Bedeutung. Der Ton macht die Musik, könnte man sagen, auch im Kabarett. So spielt er auch Theater. Klassische Stücke, aber so, dass die Schwere der Kunst nicht zu spüren ist.

2008 hat Dieter Hallervorden in Berlin das Schlossparktheater übernommen. Seither bespielt er es mit einer Reihe ausgesuchter Theaterleute erfolgreich. In der kommenden Spielzeit stehen Stücke von Neil Simon, Peter Shaffer und Gerhart Hauptmann auf dem Plan. Hier frönt er seiner Leidenschaft für das Schauspiel, und dahinter steht vermutlich auch sein Verdruss, dass er als seriöser Mime oft nicht wahrgenommen wurde. Wie aber Ilja Richter sagt, irgendwie ist er selbst dran schuld. Er mag einfach das heitere Spiel zu sehr.
In dem traditionsreichen Theater haben schon Hildegard Knef, Klaus Kinski und Martin Held gespielt, Becketts „Warten auf Godot“ hatte hier seine deutsche Erstaufführung. Das sollte man eben auch nicht vergessen: Der nun 80-jährige Hans-Dampf-in-allen-Gassen ist auch ein versierter Theaterleiter. Unter seiner Verantwortung läuft das Theater der Wühlmäuse seit 1960. Ein Mann, der die Geister scheidet, aber einer den die Kulturlandschaft in der heutigen Zeit dringend braucht.
©2015 BonMoT-Berlin
Fotos: ©BonMoT-Berlin/ Carlo Wanka | ARD Degeto/Tivoli Film/ Julia Terjung
Zum Geburtstag von Dieter Hallervorden sendet die ARD den nigelnagelneuen Spielfilm „Chuzpe – Klops braucht der Mensch“ um 20:15 Uhr und im Anschluss um 21:45 Uhr das Portrait „Dieter Hallervorden – Ein Mann mit Humor und Tiefgang“
Hat dies auf Die Erste Eslarner Zeitung – Aus und über Eslarn, sowie die bayerisch-tschechische Region! rebloggt.