Volker Kühn ist mit 81 Jahren am 20.9.2015 gestorben
von Harald Pfeifer
BERLIN – All das, von dem wir über das Leben auf und rund um die kleine Bühne in den letzten 60 Jahre gelesen und gehört haben, darüber konnte er aus eigenem Erleben erzählen. Und davon hat er gerne erzählt. Dabei war er nicht nur ein distanzierter Betrachter, er befand sich mitten im Geschehen.
Als Autor, Regisseur, kritischer Betrachter, Chronist, Forscher oder Herausgeber von Textsammlungen oder CDs.
Geschrieben hat er Texte für des Reichskabarett, dem er angehörte, herausgegeben hat er die gesammelten Werke von Wolfgang Neuss wie auch die gesammelten Untertreibungen von Matthias Beltz, produziert hat er auch Radio-Features über Paul Graetz oder Fritz Grünbaum, herausgegeben hat er viele historische CD-Ausgaben, voran die Edition zu 100 Jahren Kabarett oder auch diverse Bühnenprogramme geschrieben und zusammengestellt, immer hat er dabei der kleinen Form eine Zuneigung und seinen Respekt gezollt. Zuletzt hatte er das Leben von Gunter Gabriel auf die Bühne gebracht.
Er war ein 68er, das hatte man selbst nach mehr als 40 Jahren im Gespräch gespürt. Auch dadurch, dass er immer, wenn die Rede vom politischen Kabarett war, besondere Begeisterung zeigte. Oder auch, dass er angesichts der Comedy-Welle in den 90er Jahren die Welt nicht mehr verstand. Sein Kabarett-Verständnis ging, wie es seit alten Zeiten Usus war, von links unten nach rechts oben. Bei seinen Recherchen zur Kabarettgeschichte war er immer an großer Unterhaltung und an Kabarett in Auseinandersetzung mit herrschenden Systemen interessiert. Beeindruckend hat er somit in der Kabarettgeschichtsschreibung auch das Kapitel „Kabarett in den KZs“ gefüllt und bereichert.
Er selbst war ein Mann, der sehr wohl wusste, was er wollte. Anders wäre es auch nicht möglich gewesen, mit Wolfgang Neuss zusammenzuarbeiten. Auch hat er fürs Kabarett viel aus der zweiten Reihe bewegt, die Fäden in der Hand gehalten. Das war wertvolle Arbeit dort, wo kein Scheinwerfer leuchtet. Geschätzt war er rundum wegen seiner Erfahrungen und Kenntnisse. Ein Mann, der im Kabarett sein Thema gefunden und für das er dann mit Neugier und Leidenschaft gelebt hat. Nun nicht mehr. Bleibt nur noch eine Verbeugung vor Volker Kühn.
©2015 BonMoT-Berlin
Foto: HP Volker Kühn: vauka-berlin
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