25. Lachmesse in Leipzig – 18. bis 25. Oktober 2015
von Harald Pfeifer
LEIPZIG – Ins Leben gerufen wurde die „Lachmesse“ oder das „Europäische Humor- und Satirefestival“ in Leipzig 1991 in Zeiten, in denen Bewegung alles war. Der Westen hatte sich im Osten breit gemacht. Natürlich wollte man da im großen Theater mitspielen, also dachten die Initiatoren: Wir machen mal was ganz Großes.
Kabarett hatte in der Stadt Tradition, Lene Voigt, Hans Reimann, der an der Feuerzangenbowle mitgeschrieben hat, auch der Dresdner Kästner hatte hier eine Zeit verbracht und dann die „Pfeffermühle“, die „academixer“, und all das war schließlich der Grund, dass man das nunmehr längst bekannte, renommierte Kleinkunstfestival aus dem Boden stampfte. „Wenn wir’s nicht machen, machen’s andere.“, sagte Jürgen Hart und meinte damit wohl, wir gucken nicht nur zu. Die Gründungsväter waren neben ihm noch Wolfgang Hauswald, der Intendant des Leipziger Schauspiels und der Chef der „Leipziger Pfeffermühle“ Rainer Otto.
Das erste „Europäische Humor- und Satirefestival“ lief mitten im Sommer. Danach hat man das Festival doch lieber in den Herbst verlegt. Biergartenwetter ist fürs Kabarett nicht gut. Auf dem Programm standen im ersten Jahr Ottfried Fischer, Dirk Bach und die Missfits, dabei waren neben den Leipziger Kabaretts auch Spejbl & Hurvinek, die kennen nur jene mit Osterfahrung, sowie das Frankfurter Fronttheater. Keiner wusste so richtig, was aus diesem Fest der Spötter und Spaßmacher werden sollte.
Etwas Orientierung gab der Trivialname für dieses Festival: „Lachmesse“. Man sollte zwar mit Respekt, aber immer lachen über die Welt. „Lachmesse“ hat sich über die Jahre dann auch durchgesetzt, wobei der auch viele Fragen aufwarf. Thomas Freitags erste Reaktion auf diesen Begriff war „Wollen die mich hier zum Besten halten?“ Andere mutmaßten: „Werden da Lachsäcke verkauft?“ Heute sind die Fragen alle beantwortet. Das Festival steht für große Zahlen, Vielfalt, Stars und Sternchen und erleben kann man dort alles, was man auf der kleinen Bühne vorführen kann.
In den ersten Jahren waren noch viele Vertreter der kleinen Form aus Osteuropa in Leipzig zu Gast. Das waren die „Künste ohne Worte“. Die Protagonisten aber sind mit der Zeit in den Westen ausgewandert, und andere haben ihr Treiben eingestellt. Pantomime, Clownerie wie auch groben Unsinn konnte man erleben. Dann kam die Comedy deutscher Spielart auf und heiß wurde am zentralen Treffpunkt der Lachmesse, dem Stammtisch im „academixer“-Keller, über Kabarett und Comedy gestritten. Auf dem Programm stand 1992 auch Rüdiger Hoffmann. Das zeichnet die „Lachmesse“ auch aus. Sie war immer offen für vieles. Neben dem Star Hanns-Dieter Hüsch waren auch Katja Epstein zu erleben und auch die unvergessene Lotti Huber. Nur groben Unsinn und schlechte Qualität haben die Verantwortlichen nach Möglichkeit vermieden.
Im Mittelpunkt befand sich all die Jahre hindurch das politische Kabarett. Daran hatte auch die Comedy-Welle in den 90er Jahren nichts geändert. Urban Priol war 1993 in Leipzig noch zusammen mit Andreas Giebel, Georg Schramm hatte zu Leipzig ein besonderes freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Politisches Kabarett war man in Leipzig mit den „academixern“ und der „Leipziger Pfeffermühle“ gewohnt, und weshalb sollte man daran etwas ändern. Und hier haben sich mehr als zehn Jahre später auch die jungen politischen Streiter eingefunden. Das „Erste Deutsche Zwangsensemble“ oder Christoph Sieber wie auch Tobias Mann. Namen, die heute in der Szene hoch gehandelt werden.
In den 25 Jahren ist viel passiert und das Leipziger Festival hat auf seine Weise auch Kleinkunstgeschichte geschrieben. Es hat sich parallel zur Szene entwickelt. Das Programm in diesem Jahr erinnert an die vergangene Zeit. Fast alle Preisträger sind noch einmal zu erleben, aber auch die junge Generation hat ihren Platz. Erstmals sind 2015 in Leipzig Enissa Amani und Martin Zingsheim. Ganz im Zeichen dieser jungen Brettlhelden steht auch der Nachwuchswettstreit „Kupferpfennig“.
Und was am Ende für das Festival spricht, Feierlichkeiten zum Anlass des Jubiläums finden nicht statt. Die Kleinkunst selbst ist den Veranstaltern, voran Arnulf Eichhorn, Fest genug. Am 18. Oktober wird das 25. Humor- und Satirefestival mit der Verleihung des Lachmessepreises „Leipziger Löwenzahn“ an Alfred Dorfer aus Wien eröffnet. Und wer nun fragt, wozu das Ganze? Kurze Antwort: Wer sich über den Zustand der Kleinkunst einen Überblick verschaffen will, ist in Leipzig zur „Lachmesse“ richtig.
©2015BonMoT-Berlin
Fotos: Zingsheim/ Tomas Rodriguez | Amani/ Stephan Pick | Dorfer/ Peter Rigaud
25. Lachmesse vom 18. bis zum 25. Oktober 2015 auf verschiedenen Bühnen in Leipzig
Das üppige Programm HIER auf der Homepage der Lachmesse und zum DOWNLOAD als pdf.