„Nachbarschaftshilfe“ aus Österreich beim Köln Comedy-Festival
von Marianne Kolarik
KÖLN – Ihr Humor tendiert ins Gräuliche: Ein bisschen schmutzig, hinterhältig, ungewaschen sind die Gags, mit denen unsere österreichischen Nachbarn das Köln Comedy-Festival aufmischen.
Allen voran der leidgeprüfte Klaus Brandl, der sich nicht nur gut an seine Geburt erinnern kann, sondern als gestandener Mann die kostengünstigen Nachbesserungen am eigenen Leib von den ungarischen Schönheitschirurgen vornehmen lässt und bei seinen Aufenthalten in heimischen Spitalen mit Bettpfannen, Zäpfchen und Flatulenzen zu kämpfen hat. Auch wenn man es so genau gar nicht wissen wollte: Brandl schont weder sich noch seine Zuhörer.
Hatte sich der wortgewandte Moderator Niko Formanek bereits laut gefragt, ob überhaupt jemand zur österreichischen „Nachbarschaftshilfe“ in den großen Saal des Bürgerhauses Stollwerck komme, so stellte sich bei seinen Publikums-Animationen schnell heraus, dass zahlreiche Landsleute im Publikum waren, um zum Beispiel der – fiktiven – Begegnung von Sigmund Freud und Adolf Hitler in ihrer grandiosen Absurdität zu lauschen. Jürgen Vogl & Gerhard Walter zeigen mit einem Ausschnitt aus ihrem Programm „Heiltherapie“, wie es hätte sein können, wenn sich der Wiener Psychologe in der Berggasse 19 den späteren Diktator vorknöpft, ein quakendes Männlein, dessen unterentwickelte Sexualität verheerende Folgen haben wird.
Das Rezept, mit dem Freud den komplex beladenen Patienten zu heilen versucht, wird in Form eines Heiratsantrags verabreicht – eine Idee, die am Rand des Wahnsinns angesiedelt ist und – wie wir wissen – nicht das gewünschte Ergebnis haben wird, unter anderem, weil Hitler lieber seinen Hund waschen würde, als Eva Braun zu ehelichen. Sehr kurios.
Überraschend im Sinne von trickreich ist dagegen der Auftritt des „wahnsinnig gut aussehenden“ Tricky Niki (Foto), der sich aus dem Publikum eine Nina holt, der er als perfekter Bauchredner eine in höchsten Tönen piepsende Stimme verleiht, die den Tontechniker an den Rand des Zusammenbruchs und den Zuschauern die Lachtränen in die Augen treibt.
Als Höhepunkt des nachbarschaftlichen Hilfsangebots entpuppen sich die beiden Kernölamazonen (Foto oben). Ihre erklärte Mission: Liebe und Kernöl verbreiten. Caroline Athanasiadis und Gudrun Nikodem-Eichenhardt, zwei ausgebildete Sängerinnen – erstere mit griechischen Wurzeln, letztere aus der Steiermark – verbreiten jede Menge guter Laune. Mit witzigen Nummern über eine verhuschte junge Frau, die sich in eine „Sexbomb“ verwandelt und einem mitreißend intonierten Musical-Medley. Da sage einer, Frauen seien beim Festival unterrepräsentiert, zumindest was ihre Bühnenpräsenz angeht, sind sie sowas von da!
©2015 BonMoT-Berlin
Fotos: Kernölamazonen: Feelimage | Tricky Niki: Felicitas Matern
25. Internationales Köln Comedy Festival 2015 vom 15. bis zum 31. Oktober 2015
auf 20 Bühnen in Köln
Das ganze Programm HIER auf der Homepage Köln Comedy, sowie als pdf zum Download der Programmüberblick und das Programmheft