Martin Valenske und Henning Ruwe: „Bei Mutti schmeckt’s am besten – Neues aus der Wirtschaft“
von Gilles Chevalier
BERLIN – Im Distel Studio, dem Raum für junges Kabarett in Berlin, feierten Martin Valenske und Henning Ruwe Premiere ihres Programms „Bei Mutti schmeckt’s am besten – Neues aus der Wirtschaft“. Den beiden Kabarettisten gelang ein großer Rundumschlag durch die aktuelle politische Themenlandschaft. Mutti Merkel spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Denn am meisten beschäftigt die beiden jungen Kabarettisten
ein Thema, das selbst für die Bundesregierung zu groß zu sein scheint: TTIP. Das Wirtschafts- und Handelsabkommen gilt es an den Mann und die Frau zu bringen. Für Valenske und Ruwe kein Problem, denn in ihrem Pay-TV-Sender „Lobby-TV“ tritt CDU-Generalsekretär Peter Tauber als Chefverkäufer auf. Er trägt ein Basecap, bezeichnet seine Partei als „Cool, Digital, Urban“. Aber das einzige TTIP im Fernsehstudio will einfach keiner kaufen!
Es sind gemeinsame Spielszenen, die diesen Abend so attraktiv machen. Geschickt werden sie von den Künstlern eingeführt und vorbereitet. Sie lassen zwei Sachsen in der afghanischen Wüste aufeinandertreffen: Der Eine kämpft bei der Bundeswehr, der Andere beim IS. Oder ein Vertreter des Bankenverbandes trifft auf Vater Staat, der einsam auf den Aufschwung wartet. „Der Aufschwung ist der Yeti unter den Wirtschaftsrichtungen“, erklärt der Bankenvertreter, „seit Jahren keine Sichtung!“
Höhepunkt des Abends ist die Verhandlung vor einem TTIP-Schiedsgericht. Spritzig, wie Valenske immer wieder einen neuen Anwalt einer anderen Interessengruppe spielt, während Ruwe, auch hier als Staat, eine eher passive Rolle einnimmt. Da sind die Beiden ideal besetzt! An manch anderer Stelle ist Henning Ruwe noch ein wenig bedächtig. Exakt hat er seinen Text gelernt, aber die überzeugende Darstellung gelingt nicht an jeder Stelle. Wenn er in seinem Solo eine Rede gegen die PKW-Maut hält und sagt, das sei „das dümmste Projekt seit dem Überfall auf Polen“, fehlt den markigen Worten die markige Darstellung.
Martin Valenske hat damit kein Problem. Souverän und charmant geht er mit allen Widrigkeiten des Bühnenauftritts um. Er füllt den Raum vollständig aus, während Henning Ruwe noch ein wenig schüchtern daneben steht. Doch das sind Probleme, die sich durch Routine gewiss beseitigen lassen.
Denn Potenzial haben die Künstler, gar keine Frage. Vor allem Henning Ruwe sticht immer wieder mit Bösartigkeiten hervor: Die CSU habe das Mittelmeer für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, weil es die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. Oder die abschließende Bemerkung: „Es haben schon ganz andere mit Autobahnen angefangen“, zu Bundesverkehrsminister Dobrindt.
Es lohnt auf jeden Fall, diese Inszenierung von Sven Laude anzusehen. Nicht nur wegen der Spielszenen, sondern auch, weil man nicht oft Gelegenheit hat, Bühnenkarrieren von Anfang an zu verfolgen.
©2015 BonMot-Berlin
Foto: PR Distel
Martin Valenske und Henning Ruwe: „Bei Mutti schmeckt’s am besten – Neues aus der Wirtschaft“
Weitere Vorstellungen am 6. und 7. November jeweils 19:30 Uhr und
am 22. November um 18:00 Uhr im Distel Studio
Friedrichstraße 101 | 10117 Berlin | direkt am Bahnhof Friedrichstraße
Kartentelefon: 030.204 47 04