Was bleibt, was kann weg? – Kabarettisten ziehen Bilanz
von Beate Moeller
Das Silvesterfeuerwerk ist abgefackelt, der Kalender zeigt 2016. Mit guten Wünschen für die Menschen und die Welt beginnen wir das Neue Jahr und freuen uns auch auf eine pralle Kabarettsaison voller Überraschungen.
Doch solange noch ein letzter Weihnachtsbaum den Gehweg versperrt, ist das alte Jahr noch nicht richtig vorbei. Zeit genug, noch einmal zurückzuschauen. Schließlich liegen 366 Tage vor uns, in denen neuer Schaden angerichtet werden kann…
„Auf Nimmerwiedersehen 2015! – Das Jahr ist voll“. Zum 10. Mal setzen die Brauseboys zu ihrer rituellen Jahresbilanz im Comedy-Club Kookaburra an. Die Vorleser von der Lesebühne aus dem Wedding schauen zurück auf ein Jahr, vor dem man eigentlich nur weglaufen möchte: Wutbürger, wohin man blickt!
Besorgte Brauseboys versuchen, Ordnung in all den Zorn zu bringen: Waren die Islamisten schwer depressiv, als sie die Charlie-Hebdo-Redaktion gestürmt haben? Hätte ein Flugzeugabsturz verhindert werden können, wenn Angela Merkel den Co-Piloten nur mal lieb gestreichelt hätte? Wieso zeigte Wolfgang Schäuble Griechenland den Stinkefinger, oder war das in Wirklichkeit doch nur Akif Pirincci? Wird Martin Winterkorn neuer FIFA-Chef, und wann schreibt Frauke Petry endlich ihren ersten Katzenkrimi?
Noch bis zum 9. Januar 2016 im Berliner Comedy-Club Kookaburra.
„Schwamm drüber?“ fragt Anny Hartmann und bringt „Das (Aller)Letzte zum Schluss!“. Es war ein spannendes Jahr. „Je suis Charlie” – so fing es an. Die Griechen wählten die Linkspartei und stellten einen Finanzminister auf, der Wirtschaft studiert hat. Die Empörung war groß! Und dann trägt der nicht mal eine Krawatte – da platzte den Deutschen der Hemdkragen.
Je länger man der Kabarettistin aus Köln zuhört, desto mehr fragt man sich: Das alles haben wir 2015 hinter uns gebracht? So viele dumme Politikersätze und -ideen haben wir uns gefallen lassen? Da fehlen einem doch die Worte. Anny Hartmann glücklicherweise nicht.
Am Donnerstag, 7. Januar bei den Wühlmäusen und bis zum 31. Januar 2016 auf Tour durch Deutschland, hier die Termine.
Kultstatus genießt der Kabarettistische Jahresrückblick mit dem Jahresendzeitteam, der alle Jahre wieder das Mehringhoftheater in Kreuzberg aus allen Nähten platzen lässt. Geschichten, Songs und Parodien von und mit Bov Bjerg, Horst Evers und Manfred Maurenbrecher, moderiert von Christoph („Angela“) Jungmann und Hannes Heesch.
Nur ein paar Tagesordnungspunkte aus ihrem Rückblick auf 2015: Pegida wehrt sich! „Wir sind nicht alle Nazis! Wir haben auch ganz normale Trottel dabei!“ +++ Großdemo in Paris! Merkel, Cameron, Poroschenko, Lawrow: Europas führende Satiriker verneigen sich vor Charlie Hebdo. +++ Homeland! Die Kultserie dreht am Kollwitzplatz. Neuer Name: „Drhoim“. +++ Günter Grass! Sein literarisches Vermächtnis wird neben dem von Goethe stehen! Außer, es gibt Namen, die mit Gp oder Gq beginnen. +++ Die EU will Kriegsschiffe, U-Boote und Drohnen „gegen Schlepper“ einsetzen! Man kann gegen Europa vieles sagen, aber der Humor ist super. +++ Endlich! Die Berlin-Theorie, die alle anderen Berlin-Theorien in sich vereint: Die Mitarbeiter der Bürgerämter bauen heimlich den Flughafen.
Die Vorstellungen im Berliner Mehringhoftheater bis zum 10. Januar sind restlos ausverkauft, aktuelle Infos über zurückgegebene Karten kurzfristig HIER. Für die Vorstellungen vom 13. bis zum 17. Januar (16 und 20 Uhr) im Theater am Kurfürstendamm sind noch Karten erhältlich. 18. bis 20. Januar Metro-Kino Kiel | Donnerstag, 21. Januar 2016 Polittbüro Hamburg.
Auch längst ein Standard-Termin zum Jahreswechsel ist die „Zugabe“, der kabarettistische Jahresrückblick mit Florian Schroeder und Volkmar Staub. Die beiden (den Rest des Jahres Solo-) Kabarettisten sind überzeugt, das Land braucht eine Therapie. Deshalb ziehen sie die Couch aus, nehmen den Patienten gründlich unter die Zeit-Lupe und krempeln den ganzen Krempel mal ordentlich um.
Ein ganzes Jahr in schrägen Szenen, Parodien, Liedern und Gedichten. Die ultimative Schocktherapie. Jedes Jahr neu. Ohne Rezept. An allen Kassen.
Noch bis zum 29. Januar 2016 auf Tour durch Deutschland. Hier die Termine.
Immer wieder neue Mitstreiter schart Robert Griess zur Zubereitung der alljährlichen Schlachtplatte um sich. An der Endabrechnung 2015 wirken mit: Jens Neutag, Maria Grund-Scholer und das Duo Onkel Fisch.
Als Retter auf der MS Schlachtplatte versucht das Kabarett-Quintett zu retten, was zu retten ist. Gemeinsam rudern sie noch einmal durch das Jahr 2015 und begegnen dabei so einigem Beifang: von „Wir sind Charlie“ bis „Wir Streiken!“, von 10 Jahre Hartz IV bis G 7-Gipfel auf Schloss Elmau, vom Griechenland-Drama in 187 Akten bis zur Flüchtlings-Tragödie in Endlos-Schleife, von VW bis Pegida, vom Klimagipfel zur Kriegskatastrophe.
Die Kabarett-Truppe, die sich selbst als die „aktuellste, sexieste und abwechslungsreichte des 21. Jahrhunderts“ anpreist, rechnet ab mit dem Wahn- und Schwachsinn des Jahres 2015. Serviert mit den Zutaten, die es zu einem zünftigen Schlachtfest braucht: vom sarkastischen Stand-up-Monolog bis zur satirischen Massenszene, vom sozialkritischen Song bis zum spaßigen Sketch.
Am Sonntag, 17. Januar 2016 um 18 Uhr in der Berliner Distel, am Montag, 18. Januar um 20 Uhr bei den Wühlmäusen in Berlin. Alle anderen Termine der Schlachtplatte-Tour durch Deutschland bis zum 3. Februar 2016 HIER.
©2016 BonMoT-Berlin
Fotos: Weihnachtsbaum: Beate Moeller | Brauseboys: Axel Völcker | Jahresendzeitteam: Tim Noack | Florian Schroeder und Volkmar Staub: Frank Eidel | Schlachtplatte: Felix Mayr |
Grafiken: Weihnachtsbaum: Carlo Wanka | Anny Hartmann: PR Anny Hartmann
Hat dies auf Die Erste Eslarner Zeitung – Aus und über Eslarn, sowie die bayerisch-tschechische Region! rebloggt.