von Carlo Wanka
BERLIN – Der Tornado-Günter-Boulevard komplett zugeparkt. Der erste Wagen unter dem freundlichen „Bitte hier nicht parken“-Schild ein Starnberger. So sans, die Bayern, und weil sie so san, wie sie sind, ist der Varieté-Salon voll. Ja, wenn diese bayerischen Wortkünstler nach Berlin kommen, dann pilgert der Hauptstädter gerne zum Ufa-Fabrik-Gelände.
Es regnet, und das ist treffend arrangiert, denn das Programm ‚Der Damenwal‘ ist eine Fontäne aus allen Themenbereichen, die Wasser nur bedienen kann.
Hervorragende Auftritte, die Silvana und Thomas Prosperi mit ihrer Kunst darbieten, hatte ich schon bei anderen Programmen genießen dürfen. Doch diesmal wuchsen die beiden noch über sich selbst hinaus. Sie springen zwischen Texten und Songs, zwischen Spaß und Ernst derart spielerisch hin und her, rauf und runter, wie man es aus Filmberichten kennt, die einen staunen lassen, wie galant und kraftvoll zugleich Delphine durch ihr Element pflügen.
Im Zuschauerbecken tummelten sich gut 150 Personen, und nach einigen Wortspielen zwischen Neptun und seiner Ambrosia, wie: „Hey – Hai – Highlight – … – … – Heino, no – no Heino – Heiku – … – … – Haifisch — ah, der hat Zähne – hat der auch eine Zunge? Ja, klar Heizungen! …“ aalte sich der Schwarm in Lachwellen.
Frau Prosperi, die hinter ihrem Cajon, wie ein Meerwesen wirkt und ihr Mann, mit Gitarre bestückt, geben nach einigen gutgemeinten Missverständnissen und Feststellungen wie „die reinste Form von Wasser ist Bier“ auch musikalische Wohlklänge, die mitunter von Silvanas Walgesang in die Weite des Raumes fließen.
Wassergedichte und eine Ode an den Ammersee. Thomas Prosperi taut auch den eisigsten Deutschlehrer auf, wenn klar wird, dass es neben dem Dativ und dem Genetiv auch eines Aquativs bedarf, um die Sprache abzudichten. Allein die flüssige Herleitung und die feuchten Anwendungsbeispiele stehen für diese hohe Kunst von trockenem Humor.
Ihre Songs, die die Freiheit der Fische im grenzenlosen Meer besingen, die einen Walfischtango im Ozeandertal kreieren oder die das Meer, weil wir es so lieben, leiden lassen, sind jedes Mal eine thematische Herausforderung, die sie mit Leichtigkeit bespielen. Verblüffend und erstaunlich die Perspektivwechsel. Faltsch Wagoni schaffen es, dass man nie weiß, ob das Glas nun halb leer oder doch halb voll ist.
Ob als pures H2O, Sprudel, Tropfen, Regen, Flut oder das Wasser im Menschen bis hin zum Lassen, vor allem auf philosophischen Rasthäusern unserer Autobahnen in trockenen Urinalen – sie schenken uns quellende Ideen ein.
Überflüssig zu sagen: Reichhaltig wie Wasser auf unserem blauen Planeten, so vielfältig ist die Schöpfung von Faltsch Wagonis Damenwal.
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Fotos: Carlo Wanka
©2016 BonMoT-Berlin
… eine mehr als treffende Besprechung des neuen Faltsch-Wagoni-Programms. Habe es im Wohnzimmertheater gesehen und war ebenfalls hin und weg… Sehr herzlich grüßt und dankt
Marianne