Arabische Zahlen, lateinische Buchstaben – Kolumne von HG.Butzko

HG Butzko - Kolumne - design c.wankaLiebe Freunde des politischen Kabaretts,

die Sommerpause ist vorbei, und in den letzten Wochen habe ich so viele Rückmeldungen erhalten, dass ich den Eindruck gewonnen habe, ich sei ein Proktologe. Denn kaum habe ich meinen Emaileingang geöffnet oder auf Facebook und Twitter reingeschaut, bekam ich die ersten Arschlöcher zu sehen.

Beispielsweise habe ich auf meiner Facebookseite ein Statement erhalten. Da schrieb mir jemand: „Du dummes arrogantes Dreckschwein, bist so eine verlogene Stasisau!“ Und darunter schrieb ein anderer: „Genau.“ Da wusste ich, warum man das soziale Medien nennt. Früher hatte jedes Dorf einen Depp. Facebook heißt, dass die sich jetzt miteinander unterhalten können.

Ich mein, dass ich ein dummes arrogantes Dreckschwein bin, okay. Eine verlogene Sau. Ja, gut. Von mir aus auch. Aber dass ich bei der Stasi war, das wusste ich ja gar nicht. Als die Mauer fiel, war ich grade volljährig. Da muss die Stasi mich angeheuert haben, als ich in der Pubertät war. Um DDR-Bürger auszuspitzeln. Von Gelsenkirchen aus. Da kann man mal sehen, wie perfide diese Stasi doch gewesen ist.

Ein anderes Mal habe ich auf meiner Facebookseite ein Foto gepostet, das ein abgeschobenes Flüchtlingskind mit müde geweinten Augen zeigte, und dann erhielt ich darunter folgenden Kommentar: „Ja, traurig, aber ich sehe bei meiner täglichen Arbeit deutsche Kinder. Sehe die Kürzungen, kaputte Rollstühle und Kinderheime, welche überfordert sind. Deshalb fordere ich, erst mal dort anzufangen… Bin ich jetzt ein Nazi?…..“

Und da konnte ich natürlich nicht an mich halten und musste antworten: „Vielen Dank für Ihre Frage: „Bin ich jetzt ein Nazi?“ Dazu lässt sich folgendes sagen: Wer Menschen einteilt in Deutsche und Nicht-Deutsche ist ein Nationalist. Und wer soziale Leistungen „erst mal“ für Deutsche fordert, ist ein nationaler Sozialist. Und abgekürzt heißt Nationaler Sozialist: … Na, kommen Sie von selbst drauf, oder? Ich hoffe, Sie halten das jetzt nicht für eine Beschimpfung, aber das wird man doch wohl noch mal sagen dürfen.“

Einer anderer schrieb mir mal: „Wir wollen bei uns keine Verhältnisse wie in Neukölln!“ Da hab ich geantwortet: „Oh, das ist aber mal interessant, ich wohn in Neukölln. Erzähl mal, welche Verhältnisse haben wir denn hier?“ – Antwort: „Na, was man halt so mitkriegt in der Zeitung vom Buschikowski und so.“ Und da konnte ich es mir natürlich nicht verkneifen: „Lügenpresse! Lügenpresse!“

Schön war auch folgendes Statement, das ich mal lesen durfte: „Wenn das so weiter geht mit diesen Ausländern, die zu uns nach Deutschland kommen, dann wander ich aus.“ Und solchen Leuten kann man als Ausreiseziel doch eigentlich nur Syrien empfehlen. Vielleicht können sie dann mal nachempfinden, wie schnell man von da nach Deutschland will.

Aber das Beste stand mal auf der Seite von Pegida-Nürnberg. Da schrieb jemand: „Die Islamisierung ist bereits fortgeschritten. In deutschen Schulen werden arabische Zahlen gelehrt.“ Darauf Pegida-Nürnberg: „Nichts davon ist unumkehrbar. Wir müssen es nur wollen.“ Der nächste: „Ja und lateinische Schrift wird auch noch gelehrt.“ Darauf eine Bianca: „Bei uns ein Glück noch nicht.“

Oder um es auf den Punkt zu bringen: Eine Politik, die es seit 20 Jahren nicht geschafft hat, effektiv etwas gegen die Bildungsmisere in unserem Land zu unternehmen, eine Politik, die zwar Multimilliarden aktiviert hatte, um Banken zu retten, aber jeden Euro für Lehrkräfte, Unterricht, Aus- und Fortbildung zwei Mal umgedreht hat, eine solche Politik hat es doch nicht besser verdient, als jetzt dabei zugucken zu müssen, wie die Blödbirnen der Nation scharenweise den etablierten Parteien die Gefolgschaft verweigern. In diesem Sinne: Wir sehen uns bei der nächsten Wahl.

Mit lieben Grüßen von der Stasi.

 

©2016 HG.Butzko/ BonMoT-Berlin

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