Fünf exklusive Auftritte im Oktober 2016
von Harald Pfeifer
Das ist nun nicht der Rücktritt vom Rücktritt in der Art „die können‘ s nicht lassen“, das ist aber auch nicht ein streng limitiertes Bühnenprojekt. Es ist einfach eine Leidenschaft. Die Clowns-Rolle ist ohnehin eine Lebensform, eine Art der Welt zu begegnen. Fast 20 Jahre hatten die beiden vor Jahren damit zugebracht, den Ernst der Welt auszulachen, die Verhältnisse, wie sie es selbst formulieren, zum Tanzen zu bringen. Einst waren das sozialistische, nun sind es kapitalistische und in beiden Fällen geht es um den Spott über die Sieger der Geschichte, und wie sie sich immer wieder so ernst nehmen.
Angefangen hatte es damit, dass bei der öffentlichen Feier zu Wenzels 60. die beiden wieder einmal mit Clowns-Masken auf die Bühne gegangen sind. Und als dann Wenzel stand wie eine Eins, Mensching mit halsbrecherischer Kopfüberakrobatik auf seinen Schultern, als die beiden die legendäre Nummer „Der Notenständer“ spielten, da waren die Leute im Admiralspalast kaum noch zu halten. Da stand die Frage im Raum: Geht das heute immer noch? Nun, nach einem Jahr folgt die Probe aufs Exempel. Die Überschrift bringt es auf den Punkt: „Noch einmal das Fahrrad erfinden – Ein Clownsspiel“.
Universität der Künste Berlin: 7.10.2016
Volkstheater Rostock: 8.10.2016
Deutsches Nationaltheater Weimar: 9.10.2016
Oper Halle/ Saale: 15.10.2016
Boulevardtheater Dresden: 16.10.2016
Ganz am Anfang, vor 35 Jahren, wollten Wenzel und Mensching einfach eine Lesung veranstalten. Doch dann da kam der Gedanke, die machen wir im Kostüm. Als Clowns. Das hatten sie gerade in der Hammer-Rehwü ausprobiert. Sie kauften im Heimwerker-Bedarf noch ein paar Utensilien. Eine Klobrille musste auch dabei sein, dann ging es los und nichts konnte sie aufhalten, nicht einmal die die deutsche Einheit. Am 2. Oktober 1990 spielten sie spätabends über Mitternacht hinaus, sodass sie im einen Land begonnen hatten und im anderen ihr Programm zu Ende brachten. Sie wollten zwar aufhören, aber das gelang ihnen nicht. Erst 1999. Ihr Clowns-Spiel war ein Stück DDR, das man stolz vorzeigen konnte.
Einen passenden Titel hatten sie auch. „Neues aus der DaDaeR“ hieß das erste Programm 1982. Daraus wurde dann acht Jahre später „Letztes aus der DadaeR“ und später „Abschied der Matrosen vom Kommunismus“. Sie zelebrierten ein übermütiges Spiel, das doch es alles anderes als grober Ulk war. Die Mischung hatten sie für die Hammer-Rehwü 1982 entwickelt. Im Mittelpunkt war die mittelalterliche Clownsposse und die comedia del arte, aber da war auch Dada mit im Spiele und Punk. Zusammen war es ein heiteres Spiel gegen das business as usual in der Kunst und das unverschämte Geldverdienen an ihr.
Und so handelt das Duo auch gegen den mächtigen Kulturbetrieb, wie Wenzel sagt, in dem zuerst nach dem Tauschwert und nicht nach dem Gebrauchswert gefragt werde. Sie haben sich auf fünf gemeinsame Abende festgelegt. Falls später noch einer dazu kommen sollte, ist das nicht schlimm, aber die Größenordnung soll gewahrt bleiben. Sie wollen nicht wieder zu Sklaven eines angeheizten Bedarfes werden. Und Steffen Mensching sagt, außerdem hätten sie sonst noch genug zu tun, Wenzel als Liedermacher, Autor oder Theatermann und er selbst als Intendant des Rudolstädter Theaters. Sie leisten sich also den Luxus, ihre Zusammenarbeit einfach als Liebhaberei zu betrachten.
©2016 BonMoT-Berlin
Fotos: Carlo Wanka/ BonMoT-Berlin
Wenzel & Mensching: „Noch einmal das Fahrrad erfinden – Ein Clownsspiel“
Universität der Künste Berlin: 7.10.2016 | Volkstheater Rostock: 8.10.2016 | Deutsches Nationaltheater Weimar: 9.10.2016 | Oper Halle/ Saale: 15.10.2016 | Boulevardtheater Dresden: 16.10.2016
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