Mit Nessi Tausendschön, Hazel Brugger, Anny Hartmann und Gayle Tufts
von Marianne Kolarik
KÖLN – Sie ist schlicht umwerfend: Nessi Tausendschön, die Gastgeberin der Ladies Night in der Comedia, eine weibliche Veranstaltung mit Musiker-Quotenmann William Mackenzie an diversen Instrumenten, die seit Jahr und Tag das Köln Comedy Festival bereichert.
Diesmal mit „Herz, Hirn und Haltung“ in Gestalt von Anny Hartmann, wie Kollege Volker Pispers betont oder dem mit viel Sinn für die skurrilen Seiten des Lebens ausgestatteten, neuerdings in Köln lebenden Schweizer Shooting-Star Hazel Brugger, die von ihrer Steuererklärungs-Phobie und verdammt gefährlichen Snack-Automaten erzählt, denen jährlich weltweit über zehn Menschen zum Opfer fallen.
Aber was heißt hier erzählt: Hazel Brugger macht vor, wie dergleichen vor sich geht, wie unschuldige Wesen in einem Schlitz verschwinden – auf Nimmerwiedersehen. Grausam. Man solle bloß nicht meinen, das könne jeder. Sieht zwar ganz einfach aus, ist es aber nicht. Es sei ein „verdammt schmutziger Job“, den sie da mache, bevor sie – und wir alle anderen auch – , eines Tages sterben würde, „aber erst ganz am Schluss“. Davor sei man immer wieder nicht gestorben, was man nur begrüßen darf. Weil Brugger sonst nicht auf der Bühne stünde und uns von dem inneren Schnäbi – eine Schweizer Umschreibung für Penis – berichten könnte, der selbst Top-Manager seltsam verziert.
Anny Hartmann wiederum wundert sich immer noch darüber, dass vor ziemlich genau einem Jahr die Viagra-Pille für Frauen eingeführt wurde, von der man Kopfschmerzen bekommen könne („das schaffen wir auch so…“) – alternativ sediert oder lustlos werde. Eine tolle Errungenschaft! Genau wie die Freeports für die Superreichen, die ihre teuer erworbenen Luxusgüter dort steuerfrei unterbringen und zur Schau stellen könnten. Außerdem berichtet sie von Wartelisten in Frauenhäusern, der allseits tolerierten Hackordnung von oben nach unten und ihrer konkreten Angst vor der Bajuwarisierung Deutschlands.
Gayle Tufts, die seit über 25 Jahren in Berlin lebende Amerikanerin, ist eine natural born Entertainerin, seit 22 Jahren mit einem Bremer liiert. Dabei hat sie sich den frischen Blick auf das alte Europa bewahrt und macht sich über Sätze wie „darf ich bitte zu Ende reden…“ und die Wirklichkeitsflucht der Superhelden wie Ironman und Spiderman lustig. Donald Trump sind ihrer Meinung nach zwei ganz böse Worte und 12,50 Dollar für ein Fläschchen Kale (=Grünkohl ohne Pinkel) hoffnungslos überteuert. Deutsche verwechselten gerne Stabilität mit Apathie und seien als Großeltern („die deutsche Oma ist der Mercedes Benz unter den Omas“) unschlagbar.
Bleibt noch Nessi Tausendschön zu erwähnen, die sich selbst als perfekte Gastgeberin zurücknahm und gleichwohl präsent war. Sei es als „Herrin der Süchte“, als „armes Mädchen“ oder als „Witze-Prostituierte“ (sprich: joke account facility manager): die hinreißend eloquente Moderatorin hat den Abend und ihre Gäste fest im Griff. Und das ist gut so.
© 2016 BonMoT-Berlin
Fotos: Nessi Tausendschön: PR Nessi Tausendschön | Hazel Brugger: Peter Hauser | Anny Hartmann: Dagmar Mendel | Gayle Tufts: Katja Renner
26. Internationales Köln Comedy Festival 2016
vom 20. Oktober bis zum 5. November 2016
auf 18 Bühnen in Köln
Das ganze Programm HIER auf der Homepage Köln Comedy, sowie als pdf zum Download der Programmüberblick und das Programmheft