Tschüss 2016! – Kritik Florian Schroeder & Volkmar Staub
Florian Schroeder & Volkmar Staub: „Zugabe – Der kabarettistische Jahresrückblick 2016“
von Gilles Chevalier
BERLIN – Jedes Jahr Mitte Dezember gehen Florian Schroeder und Volkmar Staub zusammen auf Tour, um Rückschau zu halten auf das zu Ende gehende Jahr. Kurz vor Weihnachten haben sie in den Berliner Wühlmäusen Station gemacht und hinter ihren beiden Schreibtischen auf der Bühne Platz genommen.
So kommt Late-Night-Atmosphäre kommt auf, wenn sich Schroeder und Staub gegenseitig die Bälle zuwerfen. Ab und an wird die Szenerie verändert: Jeder soll schließlich zu seinen Soli kommen! Und diese Soli sind schon Klassiker. Da ist Volkmar Staub als Winnetou (oder sogar schon als Winnetou-and-a-half), der seinen roten Brüdern vom Stamme der Sozialdemokraten gehörig die Leviten liest. Diesmal hat er die Merkeldämmerung ausgemacht, so hat er es in den Innereien des Bundesadlers gelesen.
Florian Schroeder glänzt als Parodist einer Markus-Lanz-Sendung zur Bundestagswahl. Da treffen Gauck und Merkel auf den Bundestrainer, Renate Künast und Kabarett-Kollegen Wilfried Schmickler. Wobei Renate Künast sich verbal gar nicht äußern muss – die Anordnung ihrer Gesichtsfalten sagt mehr als 1000 Worte. „Das“, lässt Schroeder Wilfried Schmickler sagen, „ist so egal, wie wenn in China ein Handy explodiert!“ Stimmt, da war ja was…
Kurz und knackig werden eine ganze Reihe Jahres-Themen abgehandelt: Da sind der Nekrolog auf die vielen verstorbenen Prominenten oder der Hinweis auf eine neue Art von Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen werden – nämlich Menschen, die über Konten in Panama verfügen…
„Am 20. Januar zieht ein Horror-Clown ins Weiße Haus“, ruft Volkmar Staub aus, um sofort einen Ausblick auf das erste Amtsjahr des neuen US-Präsidenten zu wagen. Er geht glimpflich aus, denn Staub prophezeit: „Bis Ende des Jahres ist der weg!“ Staub ist es auch, der zwei musikalische Einlagen beisteuert. Hier werden Längen ebenfalls vermieden, mehr als zwei Strophen haben die Lieder nicht.
Etwas mehr Zeit nimmt sich Florian Schroeder, wenn er sich zum Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin äußert. Die Stadt sei danach weniger hysterisch gewesen, als die Politiker, so Schroeder. Angst entstehe vor allem durch die Reden der Politiker. Und dadurch, dass Risiken falsch eingeschätzt würden.
Bemerkenswert auch Florian Schroeders Aussagen beim Kamingespräch mit Volkmar Staub als Fernsehmoderator Maria van der Laber. Auch so ein Klassiker. Schroeder spielt hier den Chef einer sogenannten identitären Bewegung. Thema ist das Wort des Jahres „postfaktisch“. Messerscharf führt Schroeder in seiner Rolle aus: Ziel der Aufklärung sei die Entzauberung der Welt gewesen. Dies sei erfolgt. Nun suchten die Menschen eine neue Verzauberung, die sie durch die technischen Möglichkeiten des Internets erhalten können.
Das klingt nach schwerer Kost. Einen Ausgleich gibt es an anderer Stelle, wenn Volkmar Staub verwundert ausruft: „Hamsterkäufe? Wieso soll ich einen Hamster kaufen?“ Nein, dieser Abend ist ausgesprochen unterhaltsam und abwechslungsreich. Und zum geselligen Erinnern bestens geeignet.
© 2016 BonMot-Berlin
Foto: Frank Eidel
Zugabe – Der kabarettistische Jahresrückblick 2016
mit Volkmar Staub und Florian Schroeder
noch bis Ende Januar 2017 auf Tour durch Deutschland
alle Termine HIER auf der Homepage von Florian Schroeder und HIER auf der Homepage von Volkmar Staub – World of Friends
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