Jurypreis und Publikumspreis für Maxi Schafroth beim Großen Kleinkunstfestival der Wühlmäuse 2017

Berlinpreis für Ingo Appelt, Ehrenpreis für Bruno Jonas

von Beate Moeller

BERLIN – Einmal im Jahr lassen die Wühlmäuse es richtig krachen: Beim Großen Kleinkunstfestival treten fünf Kandidaten live gegeneinander an, um einen Jury- und einen Publikumspreis zu gewinnen. Das rbb-Fernsehen überträgt die Bühnen-Show live – so kann das Publikum auch von zu Hause aus mitstimmen.

Außerdem werden zwei vorher bestimmte Preise vergeben. Den Berlinpreis erhält in diesem Jahr Ingo Appelt, der „nicht mal mehr im Straßenverkehr links abbiegen kann, weil da nur Kreisverkehr ist“. Bruno Jonas wird mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.

Moderator Dieter Nuhr eröffnet den Abend wie immer mit seiner lustigen Beschwerde über das „vaginale Bühnenbild“. Und wagt philosophisch eine Prognose auf den Wettbewerb: „Es kann auch eine Gnade sein, nichts zu können.“

Am Wettbewerb um die beiden Preise von Jury und Publikum bewerben sich 2017 diese Kandidaten: Benni Stark, Maxi Schafroth, Frank Fischer, Constanze Lindner und Timo Bomelino.

Benni Stark

Benni Stark kündigt Dieter Nuhr als „modeaffin“ an. Schließlich hatte der erste Kandidat schon 13 Jahre Textilbranche auf dem Buckel, als er sich für die Kleinkunst entschied. Mit einer Toilettengeschichte fängt Benni wenig stark an. Auf dieses Thema hat die Kabarettwelt gewartet. Seine zweite Chance nutzt er, um über Missverständnisse zu sprechen, die sich ergeben, wenn Deutsche die Namen internationaler Marken deutsch aussprechen. Da muss man auch mal erst drauf kommen.

Wie bringt man das Publikum zum Lachen? Mit einem verkniffenen Dauergrinsen probiert es

Constanze Lindner

Constanze Lindner. Kandidatin Nummer zwei zäumt das Pferd gedanklich von hinten auf. Als Bayerin beschreibt sie die Klischeevorstellung, von der sie glaubt, dass Berliner sie von Bayern hätten und schafft es – vermutlich ungewollt – fast genau diese selbst zu verkörpern. Nach dem Auftritt wolle sie noch „a weng zum Schnakseln ins Berghain“, kündigt sie mit ahnungsloser Selbstverständlichkeit an. Bleibt allerdings zu bezweifeln, dass diese Erscheinung dort Gnade vor den Augen des Türstehers fände. Im Schlafanzug, mit Wollmütze, Loserbrille und Schlimmgebissprothese droht sie im zweiten Teil „Gruppenkuscheln“ an. Und schmeißt sich erbarmungslos auf die tapferen Herren in den vorderen Reihen. Mit der Parole „Echt witzig“ hatte der rbb das Große Kleinkunstfestival auf seiner Website etikettiert. Vielleicht war ja sowas damit gemeint.

Etwas filigraner kokettiert Maxi Schafroth als dritter Wettbewerbsteilnehmer mit seiner bayerischen Herkunft. Dass alle Bayern Landeier sind, hatten wir ja gerade schon gelernt. Zusammen mit Gitarrist Markus Schalk ist er in einem 78-Seelendorf im Allgäu aufgewachsen, beide sind Bauernsöhne. „Uns droht ein Erbe!“ Da hilft nur Flucht. Zuerst in die Sparkasse, dann auf die Kabarettbühne.

Jury- und Publikumspreisträger Maxi Schafroth

Köstlich, wie er die Rohheit des Landlebens mit der Dekadenz der Großstädter kontrastiert. Pfiffig, er profitiert sogar von deren psychischen Defiziten, denn neuerdings bietet er Überlebensseminare auf dem elterlichen Hof an: „Delphintherapie in der Güllegrube für laktoseintolerante Berliner Akademiker“. – Auch die beiden Katzen des Psychoanalytikers aus der Stadt haben eine Meise. Die eine frisst nur Pazifik-Thunfisch, die andere nur Atlantik-Thunfisch. Dagegen auf dem Land: „Wenn die Katze bei uns ins Haus rein will, haun wir die Tür zu.“ Maxi Schafroths krasse Stadt-Land-Vergleiche machen Spaß – in ihrer Schärfe und Bösartigkeit.

Aber er kann auch ganz anders. Im Schlusslied seines Auftritts schlägt er leisere Töne an und wird versöhnlich. Der Vater schaut aus dem Fenster und fragt sich „Mähen oder nicht mähen?“ Ob es am nächsten Tag regnen wird oder nicht, ist auf dem Land schließlich eine existentielle Frage.
Sowohl die Jury als auch das Publikum werden Maxi Schafroth und Markus Schalk am Ende des Abends den Preis 2017 zusprechen.

Timo Bomelino

„Du kannst auch das Telefonbuch vorlesen!“ – dieser Satz war ein Kompliment für Schauspieler in dieser Zeit, in der es noch Telefonbücher gab. Vielleicht hat Tino Bomelino daran gedacht, als er sich auf seinen Auftritt bei den Wühlmäusen vorbereitet hat. Der vierte Wettbewerbsteilnehmer ist vom Poetry Slam zur Kleinkunst rübergekommen. Im Wettkampf liest er fremden Text vor. Immerhin den langweiligsten der Welt: den Anfang von „Fifty Shades of Grey“. Eine Interpretationsübung, die nicht zum Höhepunkt kommt.

Frank Fischer

Kandidat Nummer fünf, Frank Fischer, übt sich in der Disziplin des Schnellsprechens. Aber was sagt er eigentlich? Alle paar Sekunden reißt er ein neues Thema an, wie soll es da zu einer Schlussfolgerung kommen? Wenn Sie eine Antwort wissen, bitte schreiben Sie unbedingt unten einen Kommentar.

Berlinpreisträger 2017
Ingo Appelt

Bei diesem Großereignis der Kleinkunst sind die Wettbewerbsbeiträge eingebettet in eine umfangreiche Mixed Show, eine Art Familientreffen. Auch Berlinpreisträger 2017 Ingo Appelt und Ehrenpreisträger 2017 Bruno Jonas zeigen eine Kostprobe.

Maxi Gstettenbauer, der 2016 den Publikumspreis gewonnen hat, ist dabei. Helge & das Udo, Jurypreis 2016, erfreuen mit einer saukomischen Tierszene. Extra aus Dresden angereist ist der sächsische Pointenzerstörer Olaf Schubert.

Interessant hätte der Beitrag der Umbilical Brothers aus Australien werden können, die ein Treffen von Donald Trump und Kim Jong-un spielen. Leider bleibts ein pantomimisches Duell, das von Geräuschen gekonnt begleitet wird. Genau zu dieser schönen Idee hätte ich mir einen knallharten Text gewünscht, aber das ist selbstverständlich Quatsch, kann man von Pantomimen nun wirklich nicht verlangen – selbst wenn sie weltberühmt sind.

Ehrenpreisträger 2017
Bruno Jonas

Schon ein bisschen zu erfolgreich, um noch als Newcomer bezeichnet zu werden, ist Chris Tall aus Hamburg. Er beklagt sich über ein fürchterliches Hotelzimmer, in dem er einmal übernachten musste: „Ich hab noch nie so viele Brauntöne auf einmal gesehen.“ Denkt kurz nach und korrigiert sich: „Doch einmal auf Tour in Dresden.“

Hausherr Dieter Hallervorden lässt es sich nicht nehmen, sein neuestes Baby vorzustellen. Im 57. Lebensjahr der Wühlmäuse hat er sich den Wunsch nach einem hauseigenen Wühlmäuse-Kabarett-Ensemble erfüllt. Zu sehen gibt es einen Ausschnitt aus dem ersten Programm „Ver(f)logene Gesellschaft“ mit einer Angela Merkel in Vollburka. Dazu werde ich mich in den nächsten Tagen detailliert äußern, wenn ich das ganze Stück gesehen habe.

Unangefochtenes Highlight dieses fulminanten Abends ist der Auftritt von Christoph Sieber und Tobias Mann, die ansonsten als Solisten auf den deutschsprachigen Bühnen unterwegs sind, gemeinsam nur im zdf mit ihrer Show „Mann, Sieber!“ zu erleben sind. Sie spielen pünktlich vor der Wahl zauberzauber die Illusionsnummer über einen Arbeitsmarkt mit frisierten Statistiken. Dabei ist Tobias Mann der Magier im Glitzerjackett, der die Fragen des hartnäckigen Christoph Sieber mit grandiosen Ausreden und Konfettiregen beantwortet. Mehr davon! Und Konfetti für dieses Land.

Schirmherr Dieter Hallervorden mit den Preisträgern und Künstlern beim Schlußapplaus

 

GALERIE

 

 

©2017 BonMoT-Berlin
Live-Fotos: Peter Frank (Zebrano Theater) | Carlo Wanka
PR Fotos: Johannes Riggelsen, Martina Bogdahn, hp_susannebuhr.de, Angelika Stehle

 

 

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