Köln Comedy Festival vom 12. bis zum 28. Oktober 2017
von Marianne Kolarik
KÖLN – Als „Comedy für Connaisseure“ kündigt Ralf Günther die Eröffnungsgala „Köln lacht!“ des 27. Köln Comedy Festival im Gloria-Theater an – und verweist auf über 130 Shows mit über 150 Künstlern (und -Innen), die bis zum 28. Oktober in 18 Locations auftreten werden. Der Stolz über diese Zahlen quillt ihm förmlich aus den Knopflöchern. Der Geschäftsführer der Köln Comedy-GmbH macht es kurz und bündig – wie Moderator Markus Barth, der es folgendermaßen auf den Punkt bringt: „Der Wahnsinn geht wieder los“.

Der bekennende Homosexualist aus Franken hat im übrigen reichlich Breitseiten für die Herrschaften im Rathaus dabei: sie könnten keine Plätze (siehe Barbarossaplatz und Breslauer Platz: „Was versauen sie als nächstes?“). Auf dem Boden der Tatsachen bewegt sich auch der in der Kölner Südstadt lebende Jan van Weyde, der sich an den Geburtsvorbereitungskurs erinnert, dem er vor über drei Jahren beiwohnen durfte und in dem eine gehäkelte Waldorf-Vagina eine nicht unwesentliche Rolle spielte.

Aus dem Frankenland angereist: El Mago Masin, ein Charmebolzen mit Rasta-Mähne, der wesentliche Erkenntnisse über erotische Unterwäsche beizutragen hat („jeder soll tragen, was er will – auch Klaus“) und das Publikum zum Mitsingen animiert („draußen am Balkon“). Hatte der ehemalige Deutschlehrer Nektarius Vlachopoulos bereits vor der Pause zur Hebung des intellektuellen Niveaus beigetragen („Niemand weiß, wie man mich schreibt“), so rüttelte Tahnee in ihrem ersten Solo-Programm „#geschicktzerfickt“ nachdrücklich an allen geschlechtsspezifischen (Vor-)urteilen.

Die einzige Frau auf der Bühne outet sich als Lesbe („es ist schwierig, eine tolle Frau zu finden“) und erzählt von den Reaktionen ihrer Eltern auf ihr Geständnis (die Mutter zetert: „Bei uns läuft nix normal“). Des weiteren erfährt der Zuschauer etwas über Tahnees Vorliebe für Hunde („Katzen sind hinterhältig und machtgeil“), Hitlers Schäferhund („es wird zurück gekuschelt“) und ihre persische Freundin („typisch Flüchtling, jetzt nehmen sie uns auch noch unsere Lesben weg“).
Quichotte wiederum, der „Hürdenläufer“ mit dem roten Käppi, plädierte für mehr Ehrlichkeit („gebt die Kinder ins Heim“) und berichtet von seinem Sohn Jeremy („eigentlich müsste er sitzen bleiben“), dem er seinen Namen auf den Unterarm tätowieren lässt („so’n Kind ist Arbeit“). Hatte Marcel Mann, der Mann mit dem Ponyshirt, bereits vor der Pause anschaulich über seine Arbeit als Synchronsprecher berichtet, so bereitete

Simon Stäblein der Gala ein würdiges Ende: mit inhaltsreichen Einlassungen über den Stand unserer Jammerlappen-Gesellschaft.
Der in Köln ansässige Kabarettist brät all jenen einiges über, die mit ihrem schweren Schicksal im westlichen Kapitalismus hadern („Tiere haben keine schlechte Laune“) und sich darüber aufregen, wenn die Magnum-Champagnerflasche nicht in den Glas-Container passt. Dergleichen sitzt, wackelt und hat Luft – wie der gesamte, unorthodoxe Abend mit talentierten Newcomern, die einmal mehr beweisen, wie vielseitig und lebendig die Szene ist. Da gibt es noch so einiges zu entdecken – wobei Barth als Moderator schlicht ein genialer Gastgeber war. Danke Markus!
©2017 Bonmot-Berlin
Fotos: PR | Carlo Wanka | Guido Schröder | Steffen Wolff
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