von Marianne Kolarik
KÖLN – Schon merkwürdig: Auch Simon & Jan werden älter. Das merken sie unter anderem daran, dass Leonard Cohen (1934-2016), ein Held ihrer Kindheit, gestorben ist. Nach dem von ihm geschriebenen Song „Halleluja!“ haben sie ihr drittes abendfüllendes Programm benannt, mit dem sie im Laufe des Köln Comedy Festivals in der Comedia gastierten – und das die Zuschauer am Ende des Abends zu einem großen Chor verschmolz, der auf zwei „Dirigenten“ hörte.
Zu Beginn hatten sie das
Publikum begrüßt und gesagt, dass sie nicht damit gerechnet hätten, dass die Gäste „deutlich in der Überzahl“ sein würden. Aber Flügel hätten sie nicht dabei, wie mancher aufgrund des Plakats vielleicht angenommen hätte. Stattdessen gibt es Lieder satt. Eines, in dem es heißt: „Es ist alles gelogen, ihr werdet von vorne bis hinten betrogen“. Oder eines, in dem sie den Gründen für das Scheitern von Künstlern nachgehen.
Es gibt auch lustige Einlagen wie „mein Leben ist ein Ponyhof, doch leider find‘ ich Ponys doof…“ und weiter „er war doch so ein süßer Junge, ich hoffe, er raucht nicht auf Lunge…“ oder „man spricht so viel von After Shave, ich hab‘ mir jetzt den Po rasiert“. Was in dem folgendem Satz kulminiert: „Er war doch so ein süßer Junge, und jetzt singt er da so Sachen… ich versteh’s nicht“. Oder das „Leck mich“-Lied – unter anderem eine Hommage an die Vermeidung von Abartigkeiten wie die Deutschland-Card.
Auch schön: „Meine Mama“ mit folgendem Text: „Es sind mal wieder Wahlen und ich wähle FDP/ Und dann sind wieder Wahlen, und ich wähle SPD/ Und dann sind wieder Wahlen, und ich wähle CDU – was wählst du/ Ich liebe von der Leyen und ich lieb Andrea Nahles/ Ich werd‘ mich kaum entscheiden können, wenn endlich wieder Wahl is’/ Ich liebe Wolfgang Schäuble und ich liebe Roland Koch – nee – doch./ Ich find‘ die eigentlich alle ganz ok/ Meine Mama kocht ganz gern mit LSD.
Was soll, kann und darf man über Simon Eickhoff (der mit der Rasta-Mähne) und Jan Traphan (der „Kopf“ der beiden mit dem Mützchen obenauf), die phänomenalen Meister im Gitarrenspiel und Harmoniegesang, die 2016 den Förderpreis der Stadt Mainz beim Deutschen Kleinkunstpreis erhalten haben, sonst noch sagen respektive schreiben? Dass sie einzigartig sind, sich jeder herkömmlichen Kategorie entziehen?
Alles Humbug! Besser: Halleluja! Halleluja! Halleluhuja!
©2017 Bonmot-Berlin
Fotos: Michael J Ruettger
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